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Ausstellung 120-Jahr-Jubiläum SGBK in der Alten Kirche Härkingen

Verfasst von Eva Buhrfeind |

Die Schweizerische Gesellschaft Bildender Künstlerinnen SGBK feiert zusammen mit der SGBK-Bern-Romandie ihr 120-jähriges Bestehen. An der Ausstellung vom 5. – 20. November 2022 in der Alten Kirche Härkingen beteiligen sich 45 Künstlerinnen. Nachfolgend die Vernissagerede von Eva Buhrfeind.

Sehr geehrte Damen und Herren
Ich freue mich, dass Sie gekommen sind und mit uns in dieses schöpferisch reiche Universum der SGBK Sektion Bern/Romandie einzutauchen. Besonders freue ich mich für die Künstlerinnen. Denn was wäre die Kunst, der Kunstschaffende ohne die Begegnung mit den Betrachtenden. Gerhard Richter soll einmal gesagt haben: «Kunst ist die höchste Form von Hoffnung». Dieser Satz sagt eigentlich alles. Kunst ist Hoffnung, Kunst ist Neugier, ist Fantasie und Beständigkeit, zeigt innere und äussere Welten, beschreibt das Spektrum und die Spannbreite unseres Lebens aus der Sichtung, dem Blick und dem Wissen der einzelnen Kunstschaffenden heraus. Kunst provoziert, irritiert, hinterfragt, imitiert, verfremdet oder klärt auf, ist laut oder leise,  gefällig oder widerständisch. Alles eine Frage des Standpunktes und der eigenen Bilderfahrung. Kunst ist immer Ausdruck einer Zeit, ob in der Einfachheit oder der Vielfalt des Stils, ist Wahrnehmung und reagiert auf Stimmungen und Empfindungen, auf Orte und dahinter liegende Geschichten, auf eigene Bilderfahrungen und die Seherwartung der anderen.
Womit wir bei Friedrich Schiller wären, von dem der Satz «Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit» stammen soll. Und das heisst letztendlich, Kunst geht jede und jeden an, wie diese Ausstellung der SGBK Sektion Bern/Romandie zeigt: 120 Jahre Schweizer Frauenpower und seit 1902 unterwegs für die Kunst von Frauen. Die Schweizerische Gesellschaft Bildender Künstlerinnen wurde ins Leben gerufen, weil die 1865 gegründete Gesellschaft Schweizer Maler und Bildhauer (GSMB, später mit den Architekten GSMBA) Frauen ausschloss. Also entstand 1902 in Lausanne die Société Romande des Femmes Peintres et Sculpteurs mit der Malerin Marie Sandoz als erste Präsidentin. Ihre erste Ausstellung organisierten die Frauen – früher als die GSMB! – 1903 in Lausanne. Die Gesellschaft konnte sich bis 1909 erfolgreich erweitern zur Gesellschaft Schweizerischer Malerinnen, Bildhauerinnen und Kunstgewerblerinnen unter anderem mit dem Ziel der Gleichstellung der Künstlerinnen im Kunstbetrieb, und wurde 1993 in «Gesellschaft Schweizerischer Bildender Künstlerinnen» umbenannt. Eine Fusion mit der erst seit 1973 gemischten GSMBA (seit 2001 visarte) wurde 2000 abgelehnt, man blieb autonom und unabhängig und seit 2003 als SGBK mit den Sektionen Zürich, Bern/Romandie, Basel. Trotz des Wandels in der Namensgebung und der Zeiten ist man sich in der Haltung, der Zielsetzung und des professionellen Anspruchs  treu geblieben, die Künstlerinnen, ihr Schaffen in der öffentlichen Wahrnehmung zu verankern. 98 Künstlerinnen der SGBK Sektion Bern/Romandie aus den Kantonen Bern, Aargau, Freiburg, Genf, Neuenburg, Nidwalden, Obwalden, Solothurn, Tessin, Waadt, Wallis, Zürich, Zug stehen als deren Mitglieder für den Gedanken «Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit».
Und um noch einmal Gerhard Richter zu zitieren «Malen ist die Sprache ohne Worte», möchte ich diesen Leitsatz hier in dieser Ausstellung erweitern in «Kunst ist die Sprache ohne Worte, aber wirkmächtig und allumfassend in der Wertschöpfung».
Die hier ausstellenden 45 Künstlerinnen beweisen, Kunst von Frauen ist ein weites spannendes und spannungsreiches, sich immer neu erfindendes Feld. Ihre Bildsprachen und Ausdrucksformen sind voll Kraft, Mut und Ideenreichtum, zeigen Vielfalt und Vielgestalt in Farbe und Form, Farbfreude und Schwarzweiss, Material und Technik, akzentuieren Leben und Visionen, Leidenschaft und Beständigkei, sind Sehnsuchtsbilder oder Metaphern, sind sinnlich nuancierte Natur oder komplex Reflektiertes. Zwischen abstrakt und gegenständlich, lyrisch und geometrisch, informell oder reduziert, Mensch, Zeichen und Symbolik liegen allumfassende  Kosmen mannigfaltigen Ausdruckswillen. Die inhaltlichen Themen, die künstlerischen Intentionen, die formalen Mittel – Malerei, Plastik, bildnerisches und skulpturales Schaffen, Keramik, Stein, Papier, Leinwand, Foto – sind individuell, frei, manchmal kryptisch oder abbildend, persönlich oder universell, schaffen Verbindungen oder stehen für sich als reines Ausdrucksmittel. Denn Kunst heisst immer auch,Zeichen setzen. Und diese Kunst der SGBK setzt Zeichen.


    Eva Buhrfeind
    anlässlich der Vernissage in der     Alten Kirche Härkingen, 04. 11. 2022

Einladungskarte