Spielerisch und ungebärdig, ja fast dreist behandelt sie hier ihre Themen, grosse wie kleine. Friederike Roths Kunst als Lyrikerin besteht darin, mit Sätzen, die noch nicht beendet, wieder aufgebrochen und neu zusammengesetzt, mit Rhythmus und Leichtigkeit von Schönem, Wahrem zu sprechen. Aber auch von Tod und Not, wobei sie immer wieder zeigt, dass Humor eben auch dem Traurigen nicht abhanden kommen darf. «Wieder schauen scheiden wir uns. Leichter als Tod ist das Leben nicht.» So wie sie die Worte und Sätze auseinandernimmt, zerzaust, mit ihnen spielt, so behandelt sie auch Festes, Bestehendes. Friederike Roths Gedichte sind nicht weihe- oderwürdevoll, sie sind voll Bewegung, Phantasie und Leben, dabei kurzweilig und gut zu lesen. Auch wenn keine scheinbare Ordnung herrscht in ihren Sätzen, Worte manchmal spielerisch aneinandergereiht sind, dank ihrer Ausdruckskraft versteht man sie (Autorin und Gedichte) sofort. Ein Buch für stille Mussestunden, an dessen originellen Tönen man sich immer wieder erfreuen kann.
(Friederike Roth, Schattige Gärten, Suhrkamp Verlag, 1987, 85 Seiten.)