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«Sunny Boys» im Ateliertheater Bern: Gar nicht so sonnig

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Theater

Neil Simons pointenreiche, tragisch angehauchte Komödie «Sunny Boys» über zwei gealterte, zerstrittene und abgehalfterte Variete-Künstler kommt nun auch im Ateliertheater auf die Bretter, die für viele die Welt bedeuten.

Neil Simon, seit über 20 Jahren Amerikas erfolgreichster Bühnenautor (aus seiner Feder stammen Welterfolge wie «Sweet Charity», «Das Appartement», «Ein seltsames Paar»), hält uns hier in seiner spritzig-spitzen Art die Kehrseite der Medaille, Sein oder Nichtsein im Show-Geschäft und die Einsamkeit im Alter, vor die Augen.
Was sich dabei bei anderen als laute Kritik oder Drama äussert, gerät bei Neil Simon zum Witz. All das, was nicht mehr zum Lachen ist, wird von ihm so geschickt in Humor umgewandelt, dass es auch andere, die Zuschauer, zum Lachen finden können, und die Tragik damit ertragbar wird.

Die alten Zeiten sind nicht mehr
«Sunny Boys» ist die Geschichte von Willie Clark und Al Lewis. 33 Jahre lang haben sie erfolgreich das Publikum mit ihren Sketches und Clownerien unterhalten. Fürs Publikum ein riesiges Vergnügen, für sie jahrelange Qual, Schinderei und Selbstaufgabe.
Leben ist Bühne, und Bühne ist Leben. ben. Wachsende Abneigung und gegenseitiger Widerwille führten zu Schikane und zermürdendem Nervenkrieg. Jetzt leben sie verbittert und vereinsamt samt auf dem Abstellgleis. Geblieben von ihrer grossen Zeit sind nur ihr Stolz und ihre Erinnerungen.
Elf Jahre haben sie sich nicht gesehen, sogar zwölf Jahre nicht miteinander gesprochen. Nun sollen sie in einer Nostalgiesendung des Fernsehens noch einmal alte Zeiten aufleben lassen. Aber ihre Unnachgiebigkeit, fast kindische Sturheit und die wieder auflodernde Rivalität führen zu endlosen Haarspaltereien, verurteilen damit das Vorhaben von vornherein zum Scheitern.

Tragik hinter den Pointen
Sensibel erfasst Rolf Heiermann mit seiner Inszenierung die Tragik hinter Neil Simons Pointen, umsegelt dabei geschickt die Klippen des Klamauks. Das Bühnenbild von Dieter von Arx ist ein Spiegelbild der Hauptdarsteller: abgenutzt und heruntergekommen. Die Requisiten für den wieder auigewärmten Sketch stammen denn auch aus der hintersten Ecke des Fernsehstudios. Aber eben: Alt und krank ist «out», jung, gesund und erfolgreich ist «in».
Mit Friedhelm Becker und Buddy Elias haben Willie Clark und Al Lewis überzeugende Mimen gefunden. Becker am Anfang noch etwas übertrieben poltrig, wird dann immer mehr zu W. C.: Heruntergekommen und störrisch, aus seinem Pyjama scheint er schon lange nicht mehr herausgekommen zu sein, lebt er verbittert nur aus seinen Erinnerungen heraus in den Tag. Ausser der wöchentlichen Lektüre des Variety sind ihm nur noch ein paar Werbespots geblieben. Buddy Elias als Al Lewis steht ihm in schauspielerischer Leistung in nichts nach: Er ist Al Lewis. Elegant gekleidet und dezenter auftretend, wirkt er genauso einsam, alt und verbiestert.
Hervorragend die Szene ihrer Wiederbegegnung. Kindisch und doch auch unsicher reiben sie sich kleinlich und verbal aneinander auf.
Abgerundet werden die schauspielerischen Gesamtleistungen durch Erwin Leimbacher als rührig-rührender Neffe und Manuela Romberg als naiv-blonder Marylin-Monroe-Verschnitt.