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Zurück in die Zukunft – von Kunst zu Kunst: Jubiläumsausstellung im Schlösschen Vorder-Bleichenberg

Verfasst von Eva Buhrfeind |

Das Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist feiert mit einer Jubiläumsausstellung 50 Jahre Ausstellungstätigkeit des Vereins Freunde des Schlösschens Vorder-Bleichenberg. «Retour vers le Futur» umfasst eine Auswahl Kunstschaffender aus fünf Jahrzehnten.

50 Jahre unermüdliche Ausstellungstätigkeit – analog zur Sammlung der Moos-Flury-Stiftung – das ist schon etwas Besonderes: eine Ära, die zwei Generationen umfasst und die verschiedensten künstlerischen Haltungen präsentiert. Anlass für eine besondere Ausstellung also, die als «Retour vers le Futur» mit einer Auswahl Kunstschaffender aus fünf Jahrzehnten auf diese 50 Jahre Kunst im «Schlösschen» zurückblickt und gleichzeitig, vor allem mit der jüngeren Generation, einen Blick auf zeitgenössische, regionale wie überregional geprägte und künftige künstlerische Positionen wirft. Dabei werden vor allem jene Künstlerinnen und Künstler präsentiert, die mehrmals im «Schlösschen» ausgestellt haben. Eine Art roter Faden bilden einige Arbeiten von Hans Jauslin (1909-1958, auch er ist in der Sammlung vertreten), um als kunsthistorischer Verweis durchaus Verbindung schaffen oder auf malerisch Grundsätzliches verweisen zu können.

In Gemeinsamkeiten und Gegensätzlichkeiten einlesen
Kuratiert von Robin Byland, künstlerischer Leiter des Kunsthauses Grenchen, wirkt in diesem Einblick in die künstlerische Welt des Schlösschen ein dezenter, durchaus didaktischer, wenngleich sympathischer Unterton: Man muss schauen, vergleichen, entdecken, erkennen und sich in die Gemeinsamkeiten und Gegensätzlichkeiten künstlerischer Intentionen einlesen. Denn, geschickt von Robin Byland ausgewählt und in den einzelnen Räumen thematisch zusammengestellt, zeigt sich, wie diverse malerische Positionen untereinander oder mit anderen Medien in einem überraschenden Miteinander oder in einer konsequenten Begegnung generationsübergreifend wirken können, sich neu lesen oder bestätigen lassen.
Da korrespondieren Nancy Wältis elegant-reduzierte Tuschezeichnungen mit zeichenhaften Aquarellen von Jean Mauboulès, die man so nicht erwartet hätte. Kaspar Flücks «cosmicweb» eröffnet eine weitere Dimension, Gergana Mantschevas klassisch wie realistisch gemalte Hochhausfront findet in Thomas Woodtlis Digitaldruck «In Bildern denken» eine überraschende Nähe, die in einer anderen Arbeit auf Roman Candios schlichtes Streifenbild zu antworten scheint. Während Nancy Wältis verspiegelte Laternen als Wandobjekte das Räumlich-Architektonische illusionieren.

Metaphorisches wie Allegorisches
Die Spannbreite des Figürlichen umfassen die Arbeiten von Roman Candio, unverkennbar in Farbe und Form, diskret bei Hans Jauslin, als florale Geste bei Grety Zimmermann und filmisch von Andrea Nottaris. Im Vorraum zur Kapelle sprechen die Arbeiten von Gergana Mantscheva, Franz Anatol Wyss und Hans Jauslin das Metaphorische wie Allegorische an. Wie dicht doch an sich unterschiedliche künstlerische Ansätze beieinander liegen, zeigen die Arbeiten von Franz Anatol Wyss und Roman Candio auf dem Treppenabsatz. Beide lassen in ihrem Werk eine Art weisse Taube aufleuchten, beide wirken auf ihre Weise sinnbildhaft, sich nahe und bleiben doch subjektiv in der Wirkung. Dass zwischen den 1980er und 1930er Jahrgängen nicht nur Generationen liegen, sondern auch generationsübergreifende malerische Faszinationen, kann man einmal im Gang oben entdecken, wo Werke von Grety Zimmermann (1934-2016) – sie war von 1984 bis 2004 Präsidentin des Vereins und engagierte Ausstellungsmacherin – und Kaspar Flück (*1989) sich gegenüberstehen. Vor allem aber im Sammlungsraum, hier prallen mit Jakob F. Rieder (*1987), Kaspar Flück, Dimitra Charamandas (*1988) und Grety Zimmermann nicht einfach Welten aufeinander. Vielmehr vereinen sich hier altersunabhängig impulsive, eigenwillige Wirklichkeiten zwischen illustrativer Inspiration, informeller Phantasie, suggestiven und rätselhaften Kosmen. Mit Jean Mauboulès wird zudem ein Kontrapunkt gesetzt. Auch das Gegensätzliche wird in den oberen Räumen angesprochen sowie das Landschaftliche mit Hans Jauslin als Klassiker, Roman Candio als stimmungsvoller Aquarellist und Grety Zimmermann als begeisterte Interpretin.

Bis 13. Nov. 2022. Öffnungszeiten: Mi + Do 16-19 Uhr, Sa und So 14-17 Uhr. Öffentliche Führung: So, 30. Oktober, 11 Uhr, mit Robin Byland. Matinée: So, 6. November 2022, 11 Uhr (Stefanie Frei, Sopran, Robert Flury, Klavier).
Ausstellende Kunstschaffende:
Roman Candio, Dimitra Charamandas, Kaspar Flück, Hans Jauslin, Gergana Mantscheva, Jean Mauboulès, Andrea Nottaris, Jakob F. Rieder, Nancy Wälti, Thomas Woodtli, Franz Anatol Wyss, Grety Zimmermann.