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Gedichte und Geschichten: Pedro Meier und sein Himmel über Utopia

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Literatur

«Der Himmel über UTOPIA». Es ist ein recht assoziativer Titel, der diesen kleinen Gedichtband von Pedro Meier auszeichnet: Auf 118 Seiten kommt ein allegorisches Bildvokabular erlebter kultureller Stimmungen und Spuren in New York daher.

Nun ist es also New York, die Stadt, die niemals schläft, die Stadt der absoluten Gegensätze, pulsierender Moloch und stiller Charme, Geschichte und Geschichten, Bilder und Spiegelbilder. Und mittendrin Pedro Meier, auf seinen Streifzügen immer die Kamera und ein Notizblock dabei. Über viele Jahre hat er diese Metropole besucht, hat sich eingelassen, hat aufgenommen, immer neu erlebt, Neues gesehen, fotografiert, reflektiert, hat Bilder und Worte, Sinnbilder und Metaphern gefunden. Und wie bereits im Band «Das Gewicht des Schattens im Sonnenschein» eröffnet sich auch in diesem Buch ein allegorisches wie vielgestaltiges Vokabular des intensiven Wahrnehmens, Hörens und Erinnerns mannigfaltiger kultureller Besonderheiten, offen für alltägliche, skurrile und poetische Momente, für das Fremde dieser besonderen Stadt, für das Vertraute im Fremden, für die stillen wie nativen Seiten.

Reiz der Sofortbild-Unikate
Unspektakuläre Orte sind es, leise Augen-Blicke, persönliche Eindrücke, Symbolisches, die Einfachheit der Vielfalt oder die Vielfalt des Einfachen, Szenen, Reiseschauplätze, ein wenig Pedro Meier. Eine private Suche mit der Polaroid, keine geschönte Bildästhetik, keine Tiefenschärfe, keine Weitwinkel – es wirkt der Reiz der durchaus künstlerisch genutzten Sofortbild-Unikate. Eine Art philosophisch komprimiertes Reisetagebuch von Ort und Zeit, das, immer im Zusammenspiel mit Pedro Meiers assoziativer Wortkunst, sich als ein zyklisch – erzählerisch wie kreativ – weites Feld offenbart. Oft eigenwillig, immer authentisch und auf einer narrativen Ebene durchaus nachvollziehbar. Denn der multimediale Künstler aus Niederbipp stellt den Polaroids eine virtuose Auswahl an Lyrik, Gedichten, fragmentarischen Reflexionen, ausdrucksstarken Anmerkungen und poetischen Notaten kongenial zur Seite: Als die Kunst des Künstlers, mit dem Wort wie ein Bild und mit dem Bild wie ein Wort zu jonglieren.

Verrätselung trotz eindeutiger Worte
Auch diese Lyrik braucht keinen Reim, keine Eleganz. Es ist ihr Rhythmus des aufbrechenden Satzbaus, die Konzentration auf die Abfolge lose gesetzter Worte, die Steigerung der Spannung, ob als bildhafte Kompositionen oder als Verrätselung trotz eindeutiger Worte, sei es der Symbolcharakter manch unnahbar scheinender Reflexionen oder eine in sich ruhende, balladenartige Dramatik.
Unaufgeregt ist seine Sprache, wandelbar in Wort und Satz, Vers und Strophe, Form und Ausdruck. Sie zeigt sich allegorisch, wortgewaltig, plastisch, verdichtet oder lakonisch bis zum verbalen Scherenschnitt, Zen- oder Haiku-nahe, als rätselhafte Sentenzen aufgeschichtet, sensibel, aber auch eigenwillig ausholend oder melancholisch in der Ironie, aus denen Pedro Meier seine spröden, manchmal marginalen, auch paradoxen Sprachbilder, stimmungsintensiven oder sparsam bebilderten «Momente des Wortes» formt.
Kleine Geschichten und Erinnerungen in Bild und Poem, denen die Titel der fünf Kapitel dieses sich angenehm lebendig zu lesenden Lyrik-Polaroid-Bands ‒ «Schattenwurf», «Horizontlinien», «Chronik des Augenblicks», «Momentum» und «latente Sichtbarkeiten» ‒ die Richtung weisen, metaphorisch und assoziativ wie der Buchtitel.

Gedichte sind Ausdruck der Freiheit
So notiert Pedro Meier in der «NotizXVI»: ‒ «Erinnerungen, wenn sie es denn gibt, müssen wohl seltsame Pflanzen sein». Daneben wartet geduldig ein Polizeipferd. Ein kleines Intermezzo, das sich im Nachklang der sparsamen Worte in die Seele einprägt.
Auch erzählt Pedro Meier von der Nützlichkeit der Gedichte und lässt den Poeten sagen: «sprich mit den Gräsern, den Vögeln, den Bäumen, der Wegwarte, dem Holunderstrauch, mit der Fahne im Wind, mit den Wellen der Meere» und zeigt dazu Manhattan im Schnee als eine entrückte Stimmung, lässt diese kontemplative Metapher fast wie ein Lied erklingen.
Ja, der Künstler weiss, Gedichte sind Ausdruck der Freiheit, des Wortes und damit der Poesie und des Bildes, sind die «Ferry to the Statue of Liberty». Gedichte sind Wahrheit und Geschichte, Empfinden und Erleben, Wirkung und Phantasie – erzählen von Pedro Meiers «Himmel über UTOPIA», der auch über uns wirkt.

Pedro Meier – «Der Himmel über UTOPIA»
Gedichte und Polaroids – 118 Seiten
ISBN: 978-3-907296-35-6 / Caracol Verlag CH-8532 Warth
Im Schweizer Buchhandel erhältlich

Buchumschlag von Pedro Meier und «Der Himmel über UTOPIA».
Buchumschlag von Pedro Meier und «Der Himmel über UTOPIA».
Polaroid von Pedro Meier.
Polaroid von Pedro Meier.
Polaroid von und mit Pedro Meier.
Polaroid von und mit Pedro Meier.
Polaroid von und mit Pedro Meier.
Polaroid von und mit Pedro Meier.
Polaroid von Pedro Meier.
Polaroid von Pedro Meier.
Polaroid von und mit Pedro Meier.
Polaroid von und mit Pedro Meier.
Polaroid von Pedro Meier.
Polaroid von Pedro Meier.