Taschen, Hüllen, Säcke, sie sind mehr als nur Behältnisse zum Tragen jedwelcher Dinge. Sie verhüllen und umhüllen, sie lassen nur noch Inhalte ahnen, tragen Spuren des Lebens, bieten zahlreichen geheimnisvollen Momenten Platz, sind wie Häute, lassen sich verformen, umdeuten, sind künstlerisch variationsreich und sinnbildhaft bis rätselhaft zu betrachten. Es waren Leichensäcke, jene diskreten Transportmittel verstorbener Menschen, die die 1945 in Schottland geborene Künstlerin zur Taschen-Thematik «gefasst, hautnah» inspirierten. Und zur Frage, wer ist es, der hier verborgen wird, was für ein Leben verbirgt sich dahinter, was vereint Inhalt und Form, wann werden Hülle, Körper oder Inhalt eins.
Betrachtungen mit Jill Wäber
Jill Wäber ist eine Künstlerin, die sich intensiv mit dem Betrachteten und damit mit den Möglichkeiten einer Bildgebung auseinandersetzt. Seit einiger Zeit wieder in Basel lebend, schafft sie immer wieder überraschende Bildinhalte – meist hervorgegangen aus präsenten Erlebnissen und alltäglichen Wahrnehmungen –, die man auch als Geschichten verstehen könnte. Dazu gehört auch der Blick auf Handtaschen in Warenhäusern, auf die vielen möglichen Designs, auf das Besondere des Modischen, auf die Wandelbarkeit eines in sich geschlossenen Themas. Dabei sind die hier präsentierten Interpretationen sind mehr als nur eine formale Reflexion modischer Accessoires, die sich im zweiten Raum im Ölpastell zu malerischen Collagen fügen, die Taschen als solche erkennbar, der Rest ist kreative Energie.
Jill Wäber wiederholt in Balsthal
Es sind auch Geschichten von der Auseinandersetzung mit Strukturen und Spuren, mit Farbe und Reduktion, mit formalen Beziehungen und Metaphern des Lebens – zwischen erkennbarer und abstrahierender Deutung. Die malerischen und zeichnerischen Arbeiten von Jill Wäber, die inzwischen zum vierten Mal in Balsthal ausstellt, sind kontinuierliche Formfindungsprozesse, denen die Künstlerin wie eine Forscherin nachgeht – kreativ, neugierig und gleichzeitig versiert, wenn es um die bildnerische Kontinuität geht. Im Kellergewölbe lassen sich eindeutig grosse Handtaschen erkennen. Mit Kohlestift auf Papier zügig skizziert, hoch an der Wand aufgehängt, sind die Taschen mit ihren nach oben gestreckten Henkeln scheinbar eindeutig und doch mehr: tänzerische Körper, luzide Hüllen, im Wind schwebende häutige Gefässe.
Jill Wäber: Walnussschalen als Schutzhülle
Im ersten Raum hingegen zeigt die Künstlerin in den Monotypien die zeichnerische Wandelbarkeit dieses Themas zwischen äusserer Erscheinung und innerer Geschichte, Transparenz und Fragilität. Die Konturen zeichenhaft skizziert, lässt sich das Thema Tasche allegorisch wie individuell lesen als körper-,gefäss-, sack-, bootartige oder häutige Übergänge, die das Mysterium des Inhaltes in sich abstrahieren. In den überarbeiteten Radierungen hat Jill Wäber mit einigen wenigen Eingriffen die Bedeutung der ursprünglichen Walnussschalen als Schutzhülle verfeinert.
Bis 22. Juni 2025. Geöffnet: Fr 18-21 Uhr, Sa 15-18 Uhr, So 11-14 Uhr. Vernissage Sonntag, 1. Juni, 11:30. Jill Wäber ist am Pfingstsonntag, 8. Juni, am 15. und am 22. Juni anwesend.



