Home | News | Suchen | News-Archiv | Kategorien | Kontakt

«zwischen räume»: Manu Wurch, Pi Ledergerber und Hans Schüle im Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist

Verfasst von Eva Buhrfeind |

Unter dem Titel «zwischen räume» laden Manu Wurch, Pi Ledergerber und Hans Schüle zu einer spannungsgeladenen Ausstellung ins Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist ein.

Drei Kunstschaffende, drei individuelle Ausdrucksformen und Haltungen unter einem  gemeinsamen Ausstellungstitel, da stellt sich immer die Frage nach Gemeinsamkeiten oder inneren Zusammenhängen im Dialog der künstlerischen Intentionen. Manu Wurch, Pi Ledergerber und Hans Schüle haben unter dem Titel «zwischen räume» im Schlösschen Vorder-Bleichenberg ihre Werkschau eröffnet, die einerseits durch eine klare Eigenständigkeit überzeugt. Und die andererseits im korrespondierenden Mit- und Gegeneinander von Bild, Skulptur und Objekt das Thema «zwischen räume» als gemeinsamen Nenner bestätigen: Die formale Gestaltung auch der Ausstellung mit den konkreten oder ideellen Zwischenräumen, sei es als objekthafte Zeichnung in den Raum, als Illusion räumlicher Ebenen oder als präzises architektonisches Element, jedes Werk, jedes Objekt schafft Raum, ermöglicht so Zwischenräume zwischen den künstlerischen Bildsprachen und den Betrachtenden.

Komplex und anspruchsvoll: Manu Wurch
Manu Wurch, die Künstlerin aus Solothurn ist erneut Gast im Schlösschen, bespielt mit ihren schwarzen Tuschearbeiten auf aus Seidelbast handgeschöpftem Papier eine vordergründig formale Einfachheit, die in der Reduktion unprätentiös erscheint, doch in ihrer Bildgestaltung komplex und anspruchsvoll ist. So taucht Manu Wurch das meist gefaltete, feine Papier partiell in die – hier schwarzen – Tuschen, lässt aber auch auf Folie aufgetragene Farben in den Bildträger einwirken. Bis sich auf dem naturfarbenen Papier kryptische wie zeichenhafte Formationen generieren: amorphe Flächen, zeichnerisch sich auflösende Momente, kalligrafische Strukturen, schwarz-helle Rhythmen oder variationsreich in sich bewegte schwarze Farbfelder. Deren Kontraste dann imaginieren wechselwirkende räumliche Ideen. Vor allem aber durch die collagenartigen multiplen Schichtungen der variationsreich getuschten Papiere – zum Teil auch auf Leinwand – eröffnen sich choreografisch anmutende, geheimnisvolle Tiefen.
Auch Pi Ledergerber stellt zum zweiten Mal im Schlösschen aus. Seine Skulpturen sind Klassiker der Steinbildhauerkunst: zeitlos, schnörkellos, den Raum beschreibend und in ihrer architektonischen Ausstrahlung. Seine Arbeiten sind aus Lava, Kalkstein, Basalt, Marmor, Granit, auch aus Holz und stets als künstlerisches Grundprinzip aus einem Stück präzise wie äusserst raffiniert gearbeitet. Obwohl sie aus einem Stück geschaffen sind, so scheinen sie mit den klar geschnittenen Ecken, Winkeln, Kanten, Kerben und den angedeuteten Zwischenräumen zu einer strengen geometrischen Einfachheit geschichtet oder zusammengesetzt. Unaufdringlich und präsent zugleich ruhen diese stelenartig schlanken oder kleinen baulichen oder rudimentären Fragmente in sich selber wie in den Räumen; archäologisch-architektonischen Relikten gleich bis zur Stele von beinahe biblischen Ausmass in der Kapelle. Aus der Illusion des Zusammengesetzten heraus schafft der Bildhauer immer wieder neu jenes Spannungsfeld zwischen dem Amorphen des Steines und dem präzisen wie behutsamen künstlerischen Eingriff, das als unabdingbarer Dialog zwischen Material und Künstler mit dem fragilen Gleichgewicht spielt und so die bildhauerischen Werte bestätigt.

Hans Schüle: Raum und Nicht-Raum bilden wandelbare Einheit
Hans Schüle aus dem baden-württembergischen Hohenfels, er studierte Malerei in München, geht in seinen Arbeiten einen Schritt weiter. Der Künstler, der früh zur Grafik und darüber hinaus zum plastischen Schaffen fand, das er aus einem modernen Scherenschnitt entwickelte, zeichnet mit geschnittenen, gebogenen, gekanteten oder gewinkelten, einfachen metallenen Linien oder schmalen Metallbändern abstrakte Körper und Formationen als Prinzip des positiven und negativen räumlichen Moments. Doch diese auf den ersten Blick einfachen Objekte sind in der prozesshaften Wirkung durchaus raffiniert, verknüpfen sie doch verschiedene Perspektiven mit dem Standpunkt der Betrachtenden. Wandeln sich die überschneidenden räumlichen Ansichten, so verschieben sich auch deren Vorstellungen, lassen je nach Gestaltung in den Zwischenräumen die Fläche oder einen definierten Raum im Raum erahnen. Arbeiten, deren futuristisches wie grafisch-konstruktives Prinzip eine gewisse Zeitlosigkeit erahnen lässt, frei in der Interpretation wie gleichzeitig eindeutig in der formalen Intention. Die Bedeutung der Linie für die wandelbaren räumlichen Effekte zeigt sich insbesondere in den zeichnerischen – ausgesprochen grafisch anmutenden – Arbeiten mit Acryllack auf Papier. Transparente geometrische oder schwingende Elemente aus feinsten wie akkurat gezeichneten, parallelen Linien, die perspektivisch miteinander in-, aber auch gegeneinander wirken, spielen mit der räumlichen Seherwartung. Das räumliche Prinzip scheint eindeutig und verschiebt sich dennoch unmerklich, der zwischenräumliche Effekt scheint einen Raum zu definieren und bleibt doch offen. Raum und Nicht-Raum bilden eine wandelbare Einheit.

Bis 16. Mai 2021. Eröffnung heute Samstag, 24. April, 11 – 18 Uhr. Öffnungszeiten: Mi + Do 16-19 Uhr, Sa + So 14-17 Uhr. Sonntag 9. Mai, 11 Uhr, Lesung mit Arno Camenisch, coronabedingt wird um Anmeldung gebeten info@schloesschen-biberist.ch
Es gelten die geltenden Corona-Schutzmassnahmen.