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Weiss wartet auf Schwarzmaler: Stéphane Brunners Installation in der Kulturgarage

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Im Rahmen des Programmzyklus Schwarz der Kulturgarage Solothurn zeigt dort der Walliser Künstler Stéphane Brunner - er setzt sich seit vielen Jahren mit der Farbe Schwarz auseinander - eine eigenwillige Interpretation: Kein Bild, sondern eine ausgesprochen überraschende Installation ist dabei entstanden.

Ja, da war dann die Überraschung gross: Nur eine riesige, weisse Papierbahn, auf Holz aufgezogen, bedeckt die halbe Wand des Ausstellungsraumes, und nichts in Schwarz, ausser dem Fussboden, der Bartheke und der Bekleidung vieler Kunstfreunde, so dass man sich doch im ersten Moment am falschen Ort oder zur falschen Zeit wähnte...

Zwei Techniken
Dabei ist der 1951 in Réchy/Wallis geborene Stéphane Brunner - er lebte und arbeitete einige Jahre in Berlin und seit 1988 in Brüssel - prädestiniert, mit seiner Kunst dem breitgefächerten, kulturellen Angebot der «Série noir» der Kulturgarage weitere Impulse zu vermitteln. Seit über zehn Jahren setzt sich der Künstler intensiv mit der Farbe Schwarz auseinander, und zwar mit den Materialien Tinte und Papier, wobei er sich auf zwei Techniken beschränkt: Malerei (Tusche auf Papier, das auf einen Holzrahmen gespannt wird) und Druck (meistens Monotypien). In seinen Bildern, die nur auf den ersten Blick wie monochrome schwarze Flächen erscheinen, konkretisiert er mit ebenso raffinierten wie sensiblen, geometrischen Struktureffekten und feinsten Farbnuancen von Matt bis leicht Glänzend die Individualität wie Komplexität der schwarzen Farbe. Werke, die nicht nur blosses Schauen, sondern aktive visuelle Arbeit beim Betrachter erfordern.


Weisse Installation
Für den Programmzyklus Schwarz der Kulturgarage mit dem dazugehörigen, weiss gestrichenen Keller-Ausstellungsraum hat der «schwarzmalende» Künstler, der sich jedoch nicht unbedingt an diese Farbe und an das Programm gebunden fühlt, seine asketische Malweise so weit reduziert, dass er hier nun die Arbeitsmaterialien in ihrem Zustand der Unmittelbarkeit zeigt; also nicht als Mittel zum Zweck in Form eines Bildes, sondern als wandfüllende, Licht und Reflexion ausgesetzte, weisse Installation, Papier in seiner blütenreinen Eigenständigkeit. Vier Liter pechschwarze Tusche sind dekorativ in den Barbestand integriert. Falls es den Künstler überkommen sollte, und damit ist durchaus zu rechnen, so wird er die papierene Installation noch bemalen, so dass man einen waschechten, weil «schwarzen» Stéphane Brunner entdecken kann.

Primzahlen
Ein weiterer, eher unkünstlerischer Bestandteil der Ausstellung wie auch der Auseinandersetzung des Künstlers sind die Primzahlen, von denen er eine in Mausgrau und römischen Ziffern auf die tragende Säule des Raumes gemalt hat. Ordnung ist das halbe Leben, die andere Hälfte ist oft schon Kunst. (Bis 21. Februar 1992)

Im Rahmen des Programmzyklus Schwarz 1992: Noch ist die Wand weiss in der Kultugarage Solothurn. (Foto: Eva Buhrfeind)
Im Rahmen des Programmzyklus Schwarz 1992: Noch ist die Wand weiss in der Kultugarage Solothurn. (Foto: Eva Buhrfeind)