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Mit Fülle und Formen: Eggenschwiler-Ausstellung in Langenthal

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Skizzen, eine breite Palette an Holzschnitten, Grafiken, Gemälde sowie kleine und einige grössere Skulpturen: In der Bilderstube Leuebrüggli in Langenthal hält Franz Eggenschwiler ein geradezu überdimensioniertes Angebot von über 200 Arbeiten bereit, deren Vielseitigkeit jedoch zu erarbeiten sich lohnt.

Der «Arme Teufel» (Objekt) ist wirklich ein armer Kerl, so ganz aus Eisen, während der «Jakobiner» mit seiner Fratze ziemlich gefährlich unter dem hölzernen Hut hervorblinzelt. Ein «Jap-Zwerg» ist ebenfalls anwesend, die «Einfuss-Stele» muss begriffsgetreu auf einem Fuss balancieren, indessen scheint das «Zahnrad-Ufo» gelandet zu sein, hat womöglich eben ein paar der zahlreich erschienenen, bizarren wie seltsamen Wesen ausgespukt. Derweilen prangt der schweinsschnauzige «Saukopf» an der Wand wie die anderen, zum derzeitigen Fasnachtsfieber passenden Masken, die über das Getümmel in und unter den Glasregalen wachen, wo das brockenhexenähnliche «Besenwesen» am liebsten ihr Unwesen treiben würde und der «dreibeinige Affe» sich in Aerobic übt.

Eindrücklich im Ausdruck
Eine üppige, spontan assoziierende Phantasie verbindet sich beim 62jährigen, aus Biberist stammenden und seit bald 20 Jahren im heimischen Eriswil ansässigen Franz Eggenschwiler mit einer feinnervigen, aber auch humorigen Kreativität und mit einer fast schon sinnlich-meditativen Sammelleidenschaft zu einer eindrücklichen Fülle an Ausdrucksmöglichkeiten.
Der gelernte Glasmaler - er ist seit 1981 Dozent an der Düsseldorfer Kunstakademie - verarbeitet in seinem Objekt-Universum innere wie äussere Bilder, gibt dem toten Material neue, oft auch skurrile Inhalte und Bezüge zum Lebendigen. Naturhaftes entsteht ebenso wie Archetypisches; aus Eisen wächst eine Blüte, ein verbogenes, rostiges Blech wölbt sich zu einem zerfurchten Gebirge; archaische oder alttestamentarische Gestalten, mythisch-primitive Fabelwesen sind ebenso Bestandteil seiner phantasiereichen Objekt-Bildsprache wie Erotik, heraldische Wehrhaftigkeit, Tierisches und Augenzwinkerndes.
Muttern, Schrauben, Bleche, Zahnräder, Alteisen, Steine, Holz, Reisig, Ketten, Hebel, Stangen, Schrott und die ganze Palette des Zivilisationsabfalls bilden die materielle Grundlage für seine tiefsinnigen, zuweilen philosophischen wie witzigen, hinter- und doppelsinnigen Titel, die einen krönenden Abschluss setzen.
Die Titel sind es denn auch, die einen Grossteil der zahlreichen Holzschnitte durch ihren poetischen oder lyrischen, aber auch ironischen Unterton erfühl- und intuitiv erfassbar machen. Die Holzschnitte, in grauweisser oder sanftharmonisierender Farbgebung, bewegen sich zwischen der reinen Abstraktion einer vielgestaltigen Formenwelt und gegenständlichen Sinnbildern: «Schirm dich», ein schlichter, aufgespannter Schirm, «Der Lebensbaum» als Ausdruck der Maserung, «Dreh-um die M-Linie» zeigt einen Frauenkörper, der sich um die Mittellinie windet, die «Wolkenfrau» lässt sich schnell einmal aus dem Spiel der runden, welligen und bauchigen Formen erspüren, die «Miederblüte» dagegen ist ein reines Phantasiegewächs.
Den zackigen, nervös-rhythmischen Klang der «Trommelwirbel» kann man mit Spass an der Phantasie ebenso nachfühlen wie die «stromschnellen Pfeilwellen» auch über den Druckstock noch in Bewegung bleiben. Während «Der Fuchs und sein Ebenbild», eine fragmentarische, nur angedeutete Skizzierung, sich nicht ganz hold zu sein scheinen, wird die Frage, was in Dieter steckt, in dieser abstrahierten Form nicht beantwortet. Dafür zeigt der «Rotstrumpf» (Öl und Acryl) ganz deutlich, was Sache ist, nämlich ein neckisch-aufreizendes, angewinkeltes, leuchtendrot bestrumpftes Damenbein.

Variantenreich
Wie Eggenschwilers Holzschnitte gedanklich entstehen, lassen seine Originalzeichnungen zu den Grafikmappen, beim Eingang als spielerische, schwarzweisse, jedoch recht skizzenhafte, halb figürliche, halb ungegenständliche Zeichnungen erahnen, die sich im Sammelrahmen weiter ausgeführt präsentieren. Wie variantenreich, ja schier endlos das Spiel der Formen und ihre sich immer neu gestaltenden Inhalte sein können, führt eine Serie aus einer Original-Holzdruckmappe ausführlich vor. (Bis 8. März 1992)

Bilderstube Leuebrüggli in Langenthal 1992: Franz Eggenschwilers «Korbflaschenobjekt» und Bild «Rotstrumpf». (Foto: Eva Buhrfeind)
Bilderstube Leuebrüggli in Langenthal 1992: Franz Eggenschwilers «Korbflaschenobjekt» und Bild «Rotstrumpf». (Foto: Eva Buhrfeind)