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Lebendiger Kontrast: Goethes «Faust» in Langenthal

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Theater

Der «Faust» ist Goethes universalste Dichtung und gleichzeitig eine der bedeutendsten deutscher Sprache. Das Atelier-Theater Bern - es kommt morgen nach Langenthal - adaptiert seine Version auf die heutige Zeit, ohne dabei Inhalt oder Aussage zu verzerren.

Der Teufel wettet mit Gott um die Seele des alternden Gelehrten Doktor Faust, der ständig auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist. Dieser kann daher auch der Versuchung Mephistos nicht widerstehen, durch eine Verjüngung neue Kraft zu bekommen. Faust verliebt sich in der Folge in Gretchen, und damit beginnt die Tragödie; denn am Ende ist Gretchens Mutter vergiftet, der Bruder tot, das Kind ertränkt. Der Menschheit ganzer Weltenschmerz befällt Faust erst beim Anblick des unglücklichen Gretchens im Kerker.

Zwei Quellen
Der «Faust»-Stoff begegnete Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) in zweierlei Gestalt: als Volksbuch, wahrscheinlich in der 1674 veröffentlichten Fassung des Nürnberger Arztes Johann Pfitzer, und, schon in den Kindheitsjahren in Frankfurt, als Puppenspiel, das heisst, als eine der vielen Versionen von Christopher Marlowes «Doktor Faustus» (1589), der seinerseits eine erste, geniale Dramatisierung des Volksbuches um den Zauberer und Schwarzkünstler darstellt.
Dieses verschmolz die in schwankhafter Form überlieferten und um Sagenelemente bereicherten Zeugnisse über das Leben des Doktor Faustus (Anfang des 16. Jahrhunderts) mit dem im Mittelalter verbreiteten Motiv des Teufelsbundes. Es stempelte den wissensdurstigen Helden zum gottlosen Adepten schwarzer Magie und wandte sich so vom protestantisch-dogmatischen Standpunkt aus polemisch gegen das panreligiöse Erkenntnisstreben der Zeit.

Wandlung des Faust-Bildes
Mit dem Beginn der Aufklärung wandelte sich jedoch das Faustus-Bild: Aus dem verruchten Apostaten und Gotteslästerer wurde ein lächerlicher Zauberkünstler und Finsterling. Erst Lessing stellte die Figur zum erstenmal in positivem Lichte dar. In seinem «Faust»-Fragment von 1759, das Goethe wohl schon in seiner Jugend las, wird der Held am Schluss von Engeln gerettet. Erst Goethe rückte die Gestalt von einer tendenziös einseitigen Wertung ab, wodurch sie jedoch universeller und zugleich vieldeutiger wurde.
Er brauchte für seinen «Faust» sechs Jahrzehnte, in einem auf Jahre unterbrochenen, nicht immer eindeutig zu erhellenden Schaffensvorgang. Zwischen 1772 und 1775 entstand ein erster dramatischer Entwurf, der «Urfaust». 1790 veröffentlichte Goethe unter dem Titel «Faust, ein Fragment» eine Bearbeitung des ersten Entwurfes. Zwischen 1797 und 1806 entstand dann «Faust, 1. Teil», der 1829 in Braunschweig uraufgeführt wurde. 1832, kurz vor dem Tod des Dichters, war dann auch der zweite Teil beendet, Bruchstücke dazu waren schon um 1800 entstanden, während er noch am ersten Teil arbeitete.

Aktuelle Version
Die Inszenierung von Michael Wedekind - der Faust wird von Franz Matter, Mephisto von Jürgen Rohe interpretiert — aktualisiert die Tragödie, ohne den Inhalt zu verzerren, und behält als lebendigen Kontrast die klassische Sprache Goethes bei.
(Dienstag, 25. Februar 1992, 20 Uhr, im Stadttheater Langenthal.)