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An Metaphysisches grenzend: Pius Guldener stellt in der Contempo-Galerie aus

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Nach seiner Beteiligung am Strassenwalzengraphik-Spektakel zusammen mit Peter Aeschbacher anlässlich der Triennale ist der gebürtige Ostschweizer Pius Guldener wieder in Grenchen künstlerisch vertreten. In der Galerie Contempo zeigt er seine neuen Bilder: die Grenze zwischen Himmel und Erde auch als Grenze zum Metaphysischen.

Während der aus Kaltbrunn/SG gebürtige Pius Guldener im Oktober 1991 anlässlich der Druckgraphik-Triennale noch fest auf dem Boden der Tatsachen, sprich dem Asphalt beim Grenchner Nordbahnhof blieb, hat sich der gelernte Dekorateur und an der Bieler Kunstgewerbeschule ausgebildete Künstler in seinen aktuellen Bildern in höhere, sinnliche wie übersinnliche Atmosphären begeben. Dort, wo Himmel und Erde aufeinandertreffen, abstrahiert er eine Sphäre aus naturhafter Wirklichkeit und überirdischen Erscheinungen.

Sanft, düster, brodelnd
Stimmungsvolle Himmelsbewegungen, ozeanische Szenarien, mal sanft dahinfliessend, dann gefahrvoll-düster, brodelnd oder auch ruhig geglättet, zurückhaltend in den Farben, vorsichtig voneinander abgegrenzt durch einen unmerklich lichtumfluteten Horizont: Sehr real in dieser poetischen Ausstrahlung und ein phantasievolles Naturschauspiel würde sich abspielen, wenn da nicht diese luftig-zarten, in diesen Kompositionen übersinnlich anmutenden gläsernen Scheiben wären. Ätherisch durchscheinend, der mysteriösen dritten Dimension gleich, tauchen sie in die wässrige Tiefe ein oder steigen wie eine seltsame viereckige Sonne auf, legen sich wie ein metaphysisches, nicht fass- und doch sichtbares Phänomen über die Wirklichkeit, heben so die beruhigende Grenze zwischen Sein und Schein auf. Sie bauen sich auf in der magischen Weite des Alls als faszinierender Tummelplatz für Esoterik, Vergeistigtes, Allegorisches und nüchterne Technik, als visionäre Fenster und als Durchblicke in andere Welten, aber auch auf Milchstrassen, Sternenhimmel und Erdkugel. Um dann anderseits in seltsame chiffrierte Zeichen zu zerfallen, sich im wolkigen Spiel zu verlieren oder als sprühender Regenbogen das Lichtspektrum zu umreissen.

Modifizierte Schrift
Die Bilder versteht der Künstler auch als modifizierte Schrift im Stil der Hieroglyphen.
Die verdichtete Atmosphäre und die Strukturen von Luft, Wasser, Erde, das Schleierartige, Perlige der gläsernen Formen erreicht Pius Guldener dabei durch den breit lasierten Farbauftrag auf eine schwarze oder graue Plastikleinwand. Je wässriger die Farben, um so aufgelockerter, poriger, netzartiger der Effekt, der sich in der Mehrschichtigkeit konzentriert und durch die wellige Leinwand zusätzliche Bewegung erfährt. (Bis 19. März 1992)

1992 Galerie Contempo Grenchen: Pius Guldener vor seinen Bildern (ohne Titel). (Foto: Eva Buhrfeind)
1992 Galerie Contempo Grenchen: Pius Guldener vor seinen Bildern (ohne Titel). (Foto: Eva Buhrfeind)