Home | News | Suchen | News-Archiv | Kategorien | Kontakt

Buntstift und Stein: Ausstellung in der Galerie Bertram

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

In der Burgdorfer Bertram-Galerie stellen zwei Künstler einander ihre neusten Arbeiten gegenüber: Markus Zürcher mit zahlreichen Versionen von ungegenständlichen Buntstiftzeichnungen sowie geometrischen Körperbildern und Thomas Hostettler mit schlichten, in Stein gehauenen Abstraktionen.

Markus Zürcher ist in Urnäsch und in Herisau aufgewachsen. Nach einer Lehre als Schaufensterdekorateur besuchte er die Kunstgewerbeschule in Bern sowie die Kunstakademie in Stuttgart. Ab 1976 folgte noch eine Ausbildung an der Gesamthochschule im hessischen Kassel.
Gehörte der 1946 geborene Künstler mit seinen früheren Arbeiten noch in den Bereich der Konstruktivisten, so lösen sich jetzt seine Diagonalen, Horizontalen wie Vertikalen zu nervös-pulsierenden Linien, Strichen und Halbbögen auf einen dezent gefärbten, leicht durchschimmernden Untergrund in zahllose kleine und kurze Striche auf. In Buntstift Ton-in-Ton oder abgestuften Kontrasten sowie in Tusche, zu mehrschichtigen, sich jedoch monoton gebenden Netzwerken verflochten, verwoben und schraffiert, heben sie die Statik und Ruhe der gleichmässigen Geometrie zu einem flimmernden und flirrenden Spiel auf, das die Augen und das Gleichgewicht zwar irritiert, sich ansonsten jedoch tieferen Aussagen entzieht.
In seinen Körperbildern aus farbigem Acryl offenbaren sich noch Beispiele der konstruktivistischen Arbeiten: geometrische Formen, Quader, Recht- und Dreiecke, die sich beliebig zusammensetzen lassen.

Steine in ihrer Unmittelbarkeit
Der 1956 in Bern geborene Thomas Hostettler erlernte nicht nur das Steinmetz-Handwerk, sondern studierte anschliessend auch Architektur und arbeitete dann als Assistent für bildhauerisches Gestalten an der ETH Zürich. Seit 1990 ist er nun als freier Bildhauer und Architekt tätig.
Ausschlaggebend für sein bildhauerisches Arbeiten war eine Ägypten-Reise, während der er sich von der Bearbeitung, der Form und den Reliefs der dortigen antiken Bauten faszinieren liess. So belässt er denn auch die Steine in ihrer ursprünglichen, in Steinbrüchen gefundenen Form (Kalk, Serpentin, Marmor, Gneis). «Der Stein wird um seiner selbst gewählt», sagt er, «als Teil der Lithosphäre (Erdschale), der Versteinerung der Welträtsel, als das echte, das nur die Wahrheit erträgt» - um entweder nur ganz behutsam in die Gestalt einzugreifen, um durch teilweises Bearbeiten prägnanter Stellen die Kraft und Dynamik der Ursprünglichkeit festzuhalten. Anderseits auch, um durch Weiterführen der vorgegebenen Formen und Veredeln der rauhen Flächen, Kanten und Konturen die Steine zu einer in sich ruhenden Eigenständigkeit zu führen, die, wie auch die naturbelassenen, nur vorsichtig in ihrer Unmittelbarkeit veränderten Steine, eine gewisse, zurückhaltende Körperlichkeit tragen. (Bis 16. Februar 1992)
 

Steinskulptur von Thomas Hostettler und Bild von Markus Zürcher 1992 in der Galerie Bertram Burgdorf. (Foto: Eva Buhrfeind)
Steinskulptur von Thomas Hostettler und Bild von Markus Zürcher 1992 in der Galerie Bertram Burgdorf. (Foto: Eva Buhrfeind)