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Malerei und Objekte im Raum: Pierre Haubensak und Eva Maria Gisler im Kunstraum Medici, Solothurn

Verfasst von Eva Buhrfeind |

Pierre Haubensak und Eva Maria Gisler zeigen Malerei und Objekte im Kunstraum Medici in Solothurn. Haubensaks Malerei ist Kontemplation von Raum, Fläche, Licht und Tiefe. Für Eva Maria Gisler ist der Raum mehr als nur tektonisches Konzept.

Eine reduzierte malerische Präsenz, eine souveräne Konzentration auf die Variationen eines abstrakten Themas zeichnet das aktuelle Schaffen von Pierre Haubensak aus. Seine Malerei in Acryl auf Jute oder Leinwand, in eher gebrochenen Farben, ist nicht einfach Malerei, sie imaginiert trotz aller Einfachheit der formalen Mittel, flächig verdichtete und licht bewegte Strukturen: eine bildhafte Kontemplation von Raum, Fläche, Licht und Tiefe. Weniger als Widerspruch, eher als herausfordernde Polarität von Ruhe und Dynamik, von aufbrechenden Monochromien und darunter wirkenden Farbstrukturen. Eine variable Brüchigkeit der Malerei, die der 85-jährige Pierre Haubensak mit den sparsamen Mitteln reiner Malerei austariert, wechselwirkig in der Spannung von Vordergründigem und Untergründigem. In den flächig aufgetragenen Farbschichten, durch die eine darunterliegende Farbschicht oder die reine Leinwand die markante Jute in unregelmässiger Bewegung und Dichte durchbrechen, verschiebt sich unmerklich die Ambivalenz textiler Strukturen und formaler Un-Ordnung.

Was bedeutet der Raum für Eva Maria Gisler?
Der Raum, also Fläche und Linie, Winkel und Struktur, Konstrukt und Idee, Statik und Dynamik sind für die 1983 geborene und zurzeit in Bern lebende Künstlerin Eva Maria Gisler mehr als tektonische Konzepte. Angeregt durch vorgefundene Räume, fasziniert vor allem vom Material Beton, teils auch Armierungsstahl, Holz und Schaumstoff und mit Pigmenten malerisch aufgewertet, verleiht sie dem baulichen Grundgedanken eine neue Wertigkeit. Sie sind weniger architektonisch denn als Destruktion eines konstruktiven Gedankens zu denken, als Verwandlung einer funktionellen Bedeutung in ein künstlerisches Objekt. Diese neue, nun mehrdeutige Sehrichtung verändert und irritiert erfolgreich als künstlerischer Widerspruch von Material, Funktion und figurativ-abstrakter Wirkung den Blick der Betrachtenden. Ein seltsam konstruierter Stufenanschnitt aus Beton, der vollkommen nutzlos scheint, verbindet räumlich vertraute Aspekte; elegante Betonringe verweisen auf die Wechselwirkung gegensätzlicher Geometrien, filigrane Kompositionen aus Betonelementen, Schaumstoff und Holz lassen fragmentarische Figurationen anklingen; auf zwei Stahlträgern an der Wand schwebende feingliedriger Betonstangen spielen mit Licht und Schatten, animieren kalligrafische Spiegelungen. Die «Fuge» aus Beton und Schaumstoff, ein schlanker, dezent gebogener Träger, still gegen ein Schaumstoffelement an die Wand gelehnt, spielt mit der Doppeldeutigkeit der Fuge und den divergierenden, hier sich bedingenden Kräften der Materialien.

Bis 28. November 2020. Ab 10.9., es findet keine Vernissage statt. Öffnungszeiten: Do/+Fr 14-18 Uhr, Sa 14 – 17 Uhr oder nach Vereinbarung.