Nach 13 Jahren wieder zeigt der aus Oensingen gebürtige, 1954 geborene Hansjörg Müller in der Balsthaler Galerie zum zweiten Mal sein zeichnerisches Werk. Und es zeigt sich in der Gegenüberstellung verschiedener Intentionen, dass das Zeichnen für Hansjörg Müller ein weites Feld ist, das es immer neu zu erforschen und kultivieren gilt. Denn für den Künstler umfasst das Zeichnen einen weiten Begriff, sei es als fein skizzierte Natur, Abzeichnen des Gefundenen und Gesehenen, das Verdichten von Struktur und Form, die reine Linie als formales Element oder das Flächige, das sich aus schraffierten Linien zum malerischen Moment fügt. Ausgewogen und stimmig sind die feinfarbigen, nicht zu bunten, geometrisch-präzisen Grundformen aus Pastellkreide, deren klar konturierten monochromen Flächen mit der variierenden Dichte der Farben und in der Stimmigkeit mit dem taubengrauen Bildhintergrund zusammenspielen.
Hierzu setzt Hansjörg Müller die Pastellkreiden minutiös und konzentriert dicht an dicht, konzentriert auf eine Farbnuance oder verdichtet mit übereinander geschichteten zwei bis drei Farbnuancen, um so die Farbklänge zu vertiefen, diese aufzuhellen oder zu brechen. Er vermeidet stets plakative Kontraste oder konstruktive Bildkonzepte; relevant scheint der chromatische Gleichklang von Farbe und konzentriert gefügter formaler Komposition, deren feinst schraffierten Strukturen in einen grafisch-malerischen Aspekt übergehen. Sodass subjektive Stimmungen aus Transparenz und Dichte, innerer Bewegung und vordergründiger collagenhafter Wirkung entstehen.
Hansjörg Müller setzt seinen ihm eigenen zeichnerischen Sinn planvoll ein, um das Ambivalente seiner künstlerischen Kreativität auszutarieren: der zeichnerische Akt als Auseinandersetzung mit der Motivfindung, mit der Farbmaterie selber und der kompositorischen Bildgestaltung als ganzheitlicher Prozesse. Wobei die Natur, die Landschaften letztendlich immer auch eine wesentliche Rolle spielen, nicht immer sichtbar, manchmal aber durchaus ahnbar. Letzteres zeigt sich im zweiten Raum der Galerie, wenn der Künstler mit drei Dreiecken und drei Farben landschaftliche Impressionen erzeugt: einen See, einen Flusslauf, Topografisches oder Gebirges. Wobei in der einen oder anderen Arbeit eine räumliche Dimension aus den formalen Beziehungen erkennbar wird.
Wie wichtig die Natur, die Landschaft für sein künstlerisches Schaffen ist, betont Hansjörg Müller in den feinen Zeichnungen aus schwarzgrauer, brüchig gesetzter Pastellkreide. Mit einer routinierten Linienführung umreisst der Künstler seine Natur, aus der Natur heraus, macht sie greifbar, stimmig, nachklingend. Man denkt an Geäst, Blätterwerk, Landschaftliches, spontan trotz aller zeichnerischen Intensität zwischen Leichtigkeit und Naturhaftigkeit, die er auch zu organisch-reduzierter Form zu vernetzen weiss. Ein wesentlicher Aspekt seiner Zeichnungsblätter ist der Bildträger aus taubengrauem Fotokarton, der die Hintergrundtonalität mit den Farben der Zeichnungen – farbig wie schwarzgrau – zur harmonischen Stofflichkeit zusammenklingen lässt.
Bis 8. November 2020. Geöffnet: Freitag 18-21 Uhr, Samstag15-18 Uhr, Sonntag 11-14 Uhr. Der Künstler ist am 31.10. sowie am 1.und 8.11. in der Galerie anwesend.