Home | News | Suchen | News-Archiv | Kategorien | Kontakt

Reflexionen allenthalben: Gilbert Baecksteiner in der Galerie Artesol, Solothurn

Verfasst von Eva Buhrfeind |

Text über Gilbert Baecksteiner anlässlich der Ausstellung vom 26.6.- 18.7.2021 in der Galerie Artesol, Solothurn

Die Farben sind leuchtend, effektiv in den Kontrasten und variationsreich bewegt in den Kompositionen. Die bildgebenden Formen sind geometrisierend gegliedert und im vielschichtigen Spannungsfeld von räumlichen und flächigen Strukturen, von systematischer Ordnung und rhythmischer Bewegung verschachtelt, in die hinein eine subtile Natur, ein ganz eigenes Licht wirken, die alles umfassen, tragen und forttragen. Gilbert Baecksteiners Formgebung scheint auf den ersten Blick abstrakt, ungegenständlich und doch finden sich Figurationen und Zeichen mit Symbolcharakter: Fische als Zeichen des ewigen Fliessens, Augen, die sehen, architektonische Verweise auf symbolisch Behaustes, wesensartig oder atmosphärisch Suggestives, pflanzenartige Gesten, Zeichnerisches, das Konkrete und die Dynamik als Einheit der Natur, das Beständig-Präzise und die Freiheit des Motivs, die Energie der Farben bis ins räumlich Zeichenhafte.
Es sind vertraute Bildfindungen der modernen Kunst, die hier sich neu formieren und vernetzen, deren sublime Transparenz – die Arbeiten sind mehrheitlich auf Weiss aufgebaut – an zeitgenössische Glasmalerei oder an imaginierte Fensterbilder denken lässt. Licht, Leichtigkeit, Tiefenwirkung und Fläche wirken hier als gegensätzliche Bedingungen, die durchaus etwas Narratives in sich tragen.
Ja, seine Farb- und Formentwicklungen in Acryl auf Leinwand erzählen vom «Wissen suchen, finden und einüben», von der Kraft des Philosophierens, des Erforschens und Entdeckens eigener konkreter Lebenswege wie universeller, genereller Erkenntnisse. Und sie illustrieren das Erforschen und Entdecken eines künstlerischen Ausdrucks, um mit diesen malerischen Mitteln innere und äussere Sichtweisen, rationale und emotionale Reflexionen ineinander fliessen zu lassen, die aus dem Gegensätzlichen ebenso schöpfen wie aus dem ordnenden Gefüge, das immer auch eine Bewegung generiert. Eine Bewegung, die wie das Leben eine Form sucht, um eine Gestalt zu definieren, die ihre treibende Inspiration letztendlich aus der Auseinandersetzung mit dem Allumfassenden und dem Gegenwärtigen sein Leben und Denken bezieht.
Die Inhalte scheinen mannigfaltig und schöpfen doch aus einem konkreten Fundus korrespondierender Bildideen. Es sind die variationsreich gestalteten Bewegungen, das Naturhafte, Kreisende, das Fliessende oder Rotierende, das seinen geometrisch konzipierten Kompositionen eine besondere Diktion, jenes Gleichgewicht von Spannung und Stimmung, von äusseren Eindrücken und inneren Bildern verleihen, die bei den Betrachtenden ein persönliches Empfinden auslösen. Bis hin zum dynamischen «Wasserfall», hier entfernt sich Gilbert Baecksteiner von der konkreten Interpretation hin zu einer metaphorisch agierenden Natur, in der zarte Schmetterlinge eine kryptische Poesie ausspielen.

Das Leben, die Kunst, das Ergründen malerischer Energien, das Erkunden von Bildprozessen, Kreativität und Neugier vereinen sich bei Gilbet Baecksteiner zu einer wechselwirkigen Ganzheit. Aus Frankreich gebürtig, in Österreich die Kinderjahre verbracht, dann über St. Gallen vor vielen Jahren nach Niederbipp gekommen, hat er nun in der autodidaktisch erarbeiteten Malerei seine ihm eigene Ausdrucksform gefunden. Eine Ausdrucksform, die das Feingefühl des einst erlernten Berufs des Vergolders und Restaurators, das Gespür für Licht, Farbe, Wirkung, Gestalt und Ausstrahlung, die intensive Auseinandersetzung mit dern künstlerischen Möglichkeiten, seine langjährige Tätigkeit als Coach vereint.
                            Eva Buhrfeind, Juni 2021
                            Anlässlich der Ausstellung in der Galerie  Artesol, Solothurn, 26.6.- 18.7.2021