Home | News | Suchen | News-Archiv | Kategorien | Kontakt

Falzen und Balzen rund um den Nachwuchs: Zu einer Ausstellung im Kindermuseum Baden

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Das Kindermuseum Baden nimmt sich in einer Ausstellung dem «Kind in der Werbung» an in der Absicht, gezielt und umfassend über das schon fast unüberschaubar gewordene Thema zu informieren.

Was den Tieren die Balz, das ist und war den Menschen von jeher die Werbung. Handle es sich um eine Anpreisung ihrer selbst oder um Ware zum Tausch oder Verkauf, alles verlangt stets eine entsprechende und überzeugende Präsentation - und muss auch als eine legale Form der Information und Kommunikation angesehen werden.
Schon aus dem ausgehenden Mittelalter sind Strassenhändler bekannt, die mit Kaufrufen für ihre Ware geworben haben, während stationäre Unternehmer durch bemalte Holztafeln und schmiedeiserne Schilder auf sich aufmerksam machten, die auch von der leseunkundigen Bevölkerung verstanden wurden. Dem Balzen folgte mit den ersten Händlerrufe-Aufstellspielen alsbald das kindgerechte Falzen. Industrialisierung und Kommerzialisierung liessen neue Werbemethoden entstehen, wie ganze bemalte Häuserwände als Werbefläche oder Pferdeomnibusse als Reklameträger eingesetzt wurden. Die Landflucht, der Wandel der Kaufgewohnheiten und die durch die Wirschaftsexpansion bewirkte Umsatzsteigerung taten ihr übriges. Um 1910 wurde die starre oder bewegte elektrische Lichtreklame eingeführt, einige Jahre später die von Flugzeugen gezogenen Spruchbänder, ja, und heute vergeht keine Minute, in der man nicht von irgendeiner Art von Werbung berieselt wird.
Das Kindermuseum Baden hat sich der Dokumentation, Erforschung und Förderung von Kinder-Alltagskultur verschrieben, und möchte mit der Ausstellung «Das Kind in der Werbung» auf diese Thematik - auch im Zusammenhang mit der 700-Jahr-Feier - gezielt hinweisen und informieren. Die Initianten Sonja und Roger Kaysel unterscheiden dabei «Kinder als Konsumenten», «Kinder als zukünftige Kunden», «Kinder als <Rührimpulse> in der Erwachsenenwerbung» und «Kinder als Werbeträger».
Die Entwicklung in der Werbung rund um das Kind wird dabei in der Ausstellung in drei Etappen unterteilt: «Belle Epoque - Die Anfänge der gezielten Kinderwerbung 1870-1910», «Krieg, Krise, Krieg 1910-1950» und «Hochkonjunktur, 1950 bis Gegenwart». Diese reichhaltige und gut dokumentierte Ausstellung belegt eine erstaunliche Bandbreite von Kinderwerbemitteln. Was deren Beliebtheit betrifft, so stehen Sammelbilder oder sogenannte Sticker, die den Sammeltrieb der Kinder befriedigen, und einfaches Werbespielzeug an der Spitze. Das weitläufige Gebiet wird weiterhin aufgefächert in Kinderwerbe-Bildheftchen, Märchen-, Zauber- oder Ausmalbücher, Werbewürfelspiele (die immer die entsprechende Firma oder Geschäft als Ziel hatten), einfache und komplizierte Aufstellszenarien, Puzzles, sehr beliebt auch Adventskalender, Bastelbögen, Geschicklichkeitsspiele, Bälle, Ballons, Fähnchen oder auch Gehobeneres wie Spielkarten oder Kaleidoskope.
Während in der «Belle Epoque» - die Kinder waren mit Spielzeug noch nicht sehr verwöhnt - vor allem Sammelbilder und einfache Spielsachen dominierten, waren in der wirtschaftlich knappen Zeit zwischen 1910 und 1950 Alltäglich-Nützliches und Notwendiges wie Löschblätter, Stundenpläne, Heftumschläge, Kalender, Sparbüchsen sehr beliebt; aber auch alles, was mit dem beginnenden Starkult zusammenhing wie Bildchen und Kleber. Jetzt entstanden auch die beliebten Werbefiguren, die sich bis heute erhalten haben, oder bekannte Comicfiguren wurden werbewirksam eingesetzt. Mit der Hochkonjunktur, und vor allem seit das Fernsehen Werbespots direkt in die Familien eindringen lässt, ist die Kinderwerbung intensiver, raffinierter und vor allem auch aggressiver geworden. (Bis 31. Dezember 1990)

Ausstellung im Kindermuseum Baden: Bunte Verpackungen gespickt mit Comic-Figuren.
Ausstellung im Kindermuseum Baden: Bunte Verpackungen gespickt mit Comic-Figuren.