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Die Kunst und ihr Ideenreichtum: «Rhizom» im Schlösschen Vorder-Bleichenberg

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Die aktuelle Gruppenausstellung «Rhizom» mit fünf Kunstschaffenden im Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist verspricht Vielfalt künstlerischer Ideen. Mit dabei sind: Sonya Friedrich, Verena Baumann, Kristin Wirthensohn, Nicolo Bernasconi und Flo Kaufmann.

Fünf Kunstschaffende, das heisst auch immer fünf unterschiedliche Meinungen, Ausdrucksformen und Zielsetzungen. Im Schlösschen Vorder-Bleichenberg vereinen sich unter dem Titel «Rhizom» –  metaphorisch zu verstehen – unterschiedlichste künstlerische Absichten als ein in sich verflochtenes System. Hier greifen Einheit und Vielfalt ineinander, folgen wieder den eigenen Linien und erzählen doch alle von kreativer Beständigkeit, von gestalterischer Verbindlichkeit, von erzählerischem Ideenreichtum. Dies kommt besonders in den Arbeiten von Sonya Friedrich (*1960) zum Ausdruck. Da hängen raumgreifende Reifröcke aus kleinen Holzschnitzeln aufwändig konstruiert und gestaltet bühnenreif von der Decke, filigran trotz der Wuchtigkeit, mit goldenen Pumps poetisch inszeniert, wie immer vom Modell bis zum Objekt ästhetisch durchdacht. Auch ihre kleinen Botanisiertrommeln aus Karton, romantisch bemalt, zu einem Mobile am Kronleuchter im Vorraum zur Kapelle arrangiert, referieren die barock bemalte Decke des Raumes. Wie überhaupt Transparenz, das Schwebende, Fragile und eine fein verspielte Leichtigkeit, das Zusammenwirken von Geometrie, Botanik und Raum, von Ordnung und Unordnung ihr Schaffen leitet. Wunderbar sichtbar in den hinter Glas gedruckten, klassischen Pflanzenabbildungen, denen Sonya Friedrich mit zeichnerischen Interventionen eine versponnene Note verleiht.
Verena Baumanns (*1964) bildnerische Intention scheint vertraut und erfindet sich doch immer wieder neu. In ihrer Malerei wirkt das Prinzip des Rhizoms untergründig, aber beständig. Ihre Inhalte – in Acryl auf Papier oder Leinwand, als Collage hinter Glas – bilden innere Verflechtungen und äussere eigene bildnerische Systeme. Sie beziehen sich auf Erlebtes, Gesehenes, Figuratives, Erfundenes, vertiefen sich zu Abstraktionen und angedachten Geometrien. Denn die Solothurnerin versteht sich als Malerin, die in all ihren verschiedenen Ausdrucksformen immer wieder die Harmonien, Formhierarchien und Wirkungen bis zur ausbalancierten Spannung austestet.

Kristin Wirthensohn zwischen Erinnern, Reportage und Magie
Kristin Wirthensohn (*1954) hat sich seit langem mit ihren variationsreichen fotografischen Inhalten einen Namen gemacht. In den hier präsentierten Arbeiten vereint sie verschiedene Aspekte ihrer künstlerischen Zielsetzung zwischen Erinnern, Reportage und effektvoller Magie. Da fügen sich kleinste Fotoschnipsel zu einem Flickenteppich, der alle Erinnerungen digital verwebt. Einfache Screenshots von Todesanzeigen und Gedenken verbinden sich zum Lebenskreis «Trauer, Tod und Trost». Spielerisch und effektvoll hingegen laden die kleinen, auf drei Seiten mit Fotografien bedruckten Glaskuben, die Magie der raffinierten dreidimensionalen Spiegelungen und wandelnden Ansichten zum Staunen ein. Die Fotokompositionen auf Karton und architektonischen Konstruktionen bespielen die Bausituationen heutiger Zeiten und Orte, eindrücklich und spannend wie eine raumplanerische Choreografie. Seit vielen Jahren engagiert sich die Künstlerin für die Gleichstellung der Frauen und erinnert mit ihrem Arrangement aus biografischen Fotografien und Aufrufen an jene Pionierinnen, die, obwohl viel geleistet, einfach vergessen wurden.

Nicolo Bernasconi zwischen Malerei und Fotografie
In seinen hier gezeigten, konzeptuell durchdachten Arbeiten setzt sich der in Solothurn ansässige Grafikdesigner Nicolo Bernasconi (*1979) mit der Fragestellung auseinander, was kann Fotografie auslösen und bewirken, ja kann man sich überhaupt auf das Bild verlassen. Sind die psychedelisch anmutenden grossformatigen Farbschlieren reine Farbkonstrukte oder ist von einem Raum auszugehen. Denn je länger man die Arbeiten betrachtet, um so eher scheint man Räumliches zu erahnen. Seine seriellen Aufnahmen an den Strand rollender Meereswellen sind weniger eindeutig als man meint. In ihrer speziellen Wirkung zwischen Malerei und Fotografie kann man sich nicht auf die eine vermutete Realität verlassen. Eine eigenwillige Arbeit bietet der Solothurner Flo Kaufmann (*1973) mit seiner experimentellen Installation im Sammlungsraum. Schwarze Videobänder hängen wie ein Wasserfall – die Interpretation ist offen – von der Decke, werden mittels elektronisch gesteuertem Luftzug in diffuser Bewegung gehalten. Raum und Fundgegenstände sind derart inszeniert, dass sich die ursprüngliche Materialität der Objekte irgendwie ins Filmische steigert.
Bis 11.12.2022. Öffnungszeiten: Mi / Do 16 - 19 Uhr, Sa / So 14 – 17 Uhr. Vernissage: Sonntag, 20.11., ab 11 Uhr. Matinée: Sonntag, 11 Uhr, Finissage: Sonntag, 11.12., ab 14 Uhr.

 

Blick in die Gruppenausstellung «Rhizom» 2022 im Schlösschen Vorder-Bleichenberg Biberist. (Foto: Eva Buhrfeind)
Blick in die Gruppenausstellung «Rhizom» 2022 im Schlösschen Vorder-Bleichenberg Biberist. (Foto: Eva Buhrfeind)