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Suche nach Menschlichkeit: «Spielzeugprinzessin» im Stadttheater Langenthal

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Theater

Was den Grossen recht ist, soll den Kleinen nur billig sein, und so hebt sich denn auch für die jungen und jüngsten Theaterbesucher der Vorhang des Langenthaler Stadttheaters. Heute Mittwoch,5. Dezember 1990, um 13.30 und 16 Uhr wird das Märchen «Die Spielzeugprinzessin» gespielt.

Es war einmal vor langer Zeit in einem fernen Land ein kleines, nettes Prinzessehen namens Sabrinetta. Dem ging es materiell gesehen sehr gut; aber obwohl es in einem grossen Schloss wohnte und mit allem erdenklichen Luxus und Wohlstand überschüttet wurde, fehlte doch etwas, etwas sehr Lebensnotwendiges, nämlich Liebe, Zärtlichkeit und Fröhlichkeit. Sie durfte kein Haustier haben, musste dafür jeden Tag unerbittlich den Hofknicks üben, durfte immer nur «bitte sehr», «danke schön» und «ganz recht» sagen, durfte nicht herumtollen und singen, aber die Tonleiter musste sie natürlich üben; statt Spiel, Spass und Freude nur Ernst, Ernst, Ernst. Und um sie herum wieselten ständig solche Miesepeter und strenge Hüter von Zucht und Ordnung, trockener Etiketten und moralinsaurer Höflichkeit - schliesslich ist man ja der höflichste Hof im höflichsten Land der Welt - wie zum Beispiel die spröde Oberhofdame Amalia und der übereifrige Minister SchnippSchnapp. Da ist nur verständlich, wenn sich ein aufgewecktes, fröhliches Kind fortsehnt.
Aber zum Glück, wie es die meisten Märchen nun mal so an sich haben, wacht über allem eine hilfreiche Fee; sie heisst hier Taboree, die nicht nur den Zauberer Zacharia Miracolor, sondern auch noch eine phantastische Idee hat, wie man Sabrinetta zu ihrem Glück verhelfen könnte. So landet eines Tages eine «Spielzeugprinzessin», die der echten zum Verwechseln ähnlich ist, im Bett derselben, während die wahre Sabrinetta ein neues Leben in einem bescheidenen aber liebevollen Fischerhaushalt beginnt.
Lachen, Singen, Spielen und Glücklichsein ist jetzt angesagt. Aber ob und wie der König merkt, dass er nur ein «Bäbi» zu Hause hat, und wie es Sabrinetta im Fischerdorf ergeht, und ob alles sein rechtes, nämlich gutes Ende hat, erzählt dieses lustige und auch spannende, einfallsreiche Märchen über Gefühlskälte und den unmessbaren Wert von echter Menschlichkeit, Wärme und Fröhlichkeit.
Diese Geschichte stammt übrigens von der Engländerin Mary de Morgan (1850-1907). Elisabeth Delsen, Tochter des früheren Theaterdirektors Leo Delsen, hat das Märchen von der «Toy princess» entdeckt, es in Mundart übersetzt und unter dem Titel «D'Spilzüügprinzässin» dramatisiert. Elisabeth Delsen ist Lehrerin in einer Einführungsklasse in Solothurn und hat sich auf Kinderlitertur spezialisiert. Unter der bewährten Regie von Beat Albrecht spielen Janine Renaud als Sabrinetta, Nicole Salathe als Fee Taboree, Herbert Boss als Oberhofdame, Andreas Beutler als Minister, Aldo Huwyler als König und Priska Weidmann als Zauberin.

Janine Renand als Spielzeugprinzessin.
Janine Renand als Spielzeugprinzessin.