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«Aua, wir leben!» 1988, Beat Sterchis «Dr Sudu»: «Sudelei»

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Theater

«Aua, wir leben», das sich als Forum für zeitgenössisches deutschsprachiges Theater versteht, begann mit der Uraufführung von Beat Sterchis «Dr Sudu». Stätte des Geschehens war das Alte Schlachthaus in Bern.

Und wenn man dann diese Familie da im Schlachthaus auf der improvisierten Bühne sieht, deren Schlichtheit wohl dem Niveau der Familie entsprechen soll, dann kann man nur sagen: Aua, aua, dass wir so leben - und uns das auch noch anschauen müssen. Ein bisschen wie in der «Lindenstrasse» kam man sich da schon vor, nur kann sich der Zuschauer dabei wenigstens im Sessel bequem zurücklehnen, vielleicht das Programm ändern oder den Ton abstellen.

Mangelnde Kommunikationsfähigkeit
Das Hauptthema von «Dr Sudu», der Titel bezieht sich wohl auch auf das Programmheft, ist die mangelnde Kommunikationsfähigkeit der heutigen Gesellschaft: Es wird zu viel geredet, aber kaum etwas gesagt. Mehr Floskeln als Aussagen, wodurch es dann zu den vielen Verständigungsschwierigkeiten kommt. Hier im Stück liegt das Problem vor allem darin, dass der «Viererbande» das entsprechende Vokabular fehlt, um sich überhaupt richtig auszudrücken, und dass ausserdem niemand richtig zuhört. Aber das gab es sicher auch schon vor hundert Jahren und ist zudem zur Genüge abgehandelt worden.

Ein Hauen und Stechen
Alle brabbeln sie vor sich hin in diesem «Versuch für mindestens vier Personen», der wirklich nur ein Versuch ist, eine lose Folge von Familienszenen. Vater, Mutter, Sohn und Schwiegertochter, sie alle lamentieren, kreischen, toben, pfeifen, reden und vor allem fluchen sie vor sich hin. Aber Fluchen und Herummotzen als Ausdruck für Sprachlosigkeit? Dazu noch ein paar sogenannte witzige Einlagen, die manchmal ins Lächerlich-Peinliche abrutschen, so nach dem Motto: «Willy Millowitsch lässt grüssen».

Im Ausdruck überzeugend
Dank der intensiven, wirklich lebensechten Darstellungsweise von Christine Lauterburg, Marco Morelli, Herbert Müller und Ursula Stäubli, die unter der Leitung von Peter Borchardt diese hoffentlich nicht typischen Berner Figuren darstellen, kommt Beat Sterchis Aussage der Sprachlosigkeit, oder besser Mitteilungsunfähigkeit. doch überzeugend zum Ausdruck. So fällt das Werklein wenigstens nicht der eigenen Aussage zum Opfer.