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Monolog eines Mimen: Bernhard Minetti in Bern

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Theater

Als krönender Abschluss von «Aua, wir leben» agierte ein grosser, alter Name der deutschsprachigen Bühne im Stadttheater Bern: Bernhard Minetti mit Thomas Bernhards «Einfach Kompliziert».

Wer kennt ihn nicht, den österreichischen Staatsstänkerer Nr. 1, von dem kürzlich ein deutscher Kabarettist feststellte, er habe zum zehnten Male das gleiche Buch geschrieben. Thomas Bernhard hat nun seinem alten künstlerischen Spezi, Minetti, mit «Einfach Kompliziert» zum dritten Male ein Stück auf Leib und Seele geschrieben: Bernhard der Grosse schreibt für den grossen Bernhard.

Minetti spielt Minetti
Es kam dann auch wahrhaftig ein typischer Bernhard auf die spartanisch-ärmlich eingerichtete Bühne. Ein Bernhard des Lamentierens, Reklamierens, Deklamierens, Fabulierens, Schwafelns, Nörgelns, Gestikulierens, Wiederkäuens. Wie immer negativ und destruktiv oder wahrscheinlich nur provokativ. Ein zusammenhangsloser, sich ständig wiederholender Monolog eines alten Schauspielers, der sich ganz von der Welt zurückgezogen hat bis auf gelegentliche Kontakte mit der kleinen Katharina. Kreuz und quer springt der alte Mime (Minetti spielt Minetti) durch die Vergangenheit und Gegenwart, von Schopenhauer zur Kindheit und zurück, von Descartes zur Ehefrau, von Richard III. zum täglichen Mäusefang.

Begeistertes Publikum
Ein Bernhard-Monolog, der nur erträglich ist, wenn 1. die Aufführung nicht zu lange dauert (zum Glück nur 1 1/2 Stunden) und 2. – das ist das Wichtigste und hier in Bern geschehen – durch eine ausserordentliche und aussergewöhnliche schauspielerische Darstellung gelebt und interpretiert wird. Die beispiellose Glanzleistung Bernhard Minettis, diesen komplizierten Monolog ununterbrochen fehlerlos durchzuhalten, honorierte das Publikum mit «Standing Ovations».