«Brigitta Enz' künstlerische Entwicklung ist die Geschichte ihres sich kontinuierlich verändernden <Sehens> als Malerin», heisst es in einem der ausliegenden Kataloge über die 1948 in Zürich geborene Künstlerin.
Als reine Autodidaktin - sie besuchte nach der obligatorischen Schulzeit das Lehrerinnenseminar und zog dann anfangs der sechziger Jahre nach Lugano - begann Brigitta Enz ihre künstlerische Laufbahn erst spät Ende der siebziger Jahre, und zwar mit einer ausgesprochen gegenständlichen Malweise.
Innere Befindlichkeiten
Während ihrer Tunesien-Aufenthalte verspürte sie erstmals den inneren Drang zu malen und erkannte schnell ihre Begabung für Portraits, Tiere und Landschaften. Von diesem langen Weg der fast schon fotografischen Wiedergabe hat sich nun die Künstlerin mit Ateliers in Lugano und Riom/GR seit einiger Zeit gelöst, ersetzt jetzt die äussere Wirklichkeit immer mehr durch innere Befindlichkeiten, das unmittelbar Gegenwärtige erhält zunehmend auch Symbolcharakter. In Lithographien stellen vier Gestalten sinnbildhaft die vier Elemente dar, als feuriger Tanz, wie Drachen schwebend mit Vögeln in der Luft, vernetzt im Wasser von Fischen umgeben. Oder - ein weich gemalter Körper liegt als «Opfer» wie vom Kreuz genommen auf einem angedeuteten Tisch.
Reduziert in Gehalt und Gestalt
Die Farben sind wie die Inhalte reduziert, gedämpft. Die menschlichen Figuren, nur selten treten Tiere auf und wenn, dann haben sie eindeutig allegorischen Charakter, werden mit ihren sanften Konturen, die sich in manchen Werken stetig abschwächen, zu Haltungen, Gebärden: kauernd, liegend, hockend.
Verwoben in einer dichten Struktur aus feinnervigen Linien, Strichen und spröder Formen- wie Farbgestaltung (die «Hundstage» scheinen sich aus Fragmenten aufgelöster Alltagsszenen zusammenzusetzen) macht sie sich in ihren Arbeiten frei vom Klaren, Offensichtlichen, lässt so individuelle Interpretationen zu.
Auch wenn ihre neusten, in ihrer sparsamen Aussage eindrücklichen Lithografien noch formelle Restbestände aufweisen, so ist ihr künstlerisches Ziel noch nicht erreicht.
Vom 6. bis 8. März 1992 wird im Schloss Wartburg-Säli in Olten ein erweiterter Überblick über ihr Schaffen gegeben. Die Ausstellung in Solothurn dauert bis 29. März.1992