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Menschen und Raumversion: Martin Gerber und Matthias Egger in der Galerie «ist» Burgdorf

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Zwei jungen, erst am Anfang ihrer Laufbahn stehenden Künstlern widmet die Galerie «ist» (Ingrid Studer) ihre Ausstellung: Martin Gerber aus Bern mit Menschenbildern, die dazu passenden Innenräume liefert der gebürtige Burgdorfer Matthias Egger.

Die Fotografien zweier Menschen, die der Art-brut-Malerin Aloïse und des Zen-Meisters Yasutani, inspirierten den 32jährigen Martin Gerber zu seinen beiden, jeweils fünfteiligen Bilderserien, in denen er die beiden Gestalten in immer derselben Pose, jedoch mit variierender Farbgebung subjektiviert.

Expressiver Ausdruck
Den Menschen als zentrales Thema zeigt der gebürtige Zürcher (er kam schon als Kind nach Bern und begann kurz nach der Matura als freischaffender Künstler zu arbeiten) als zwei vollkommen gegensätzliche Daseinsformen und Schicksale. So übernimmt er von der Fotografie zwar die Pose, reduziert jedoch die nüchterne Realität der schwarz-weissen Aufnahme auf einen expressiven Ausdruck. In der zurückhaltend-gegenständlichen, eher flächigen Wiedergabe und dem dumpfen Farbenspiel stellt er jetzt die reine, individuelle Haltung als Zeichen der Seele und des Geistes in den Vordergrund und einander gegenüber: einerseits die stoisch abgehobene Gelöstheit und verinnerlichte Ruhe des meditierenden Yasutani, andererseits die fast demütig wirkende, in einer eigenen Welt lebenden, von einem tragischen Schicksal geprägten Aloise.
Die einstige Lehrerin litt unter Schizophrenie, verbrachte 56 Jahre in einer psychiatrischen Klinik und hinterliess nach ihrem Tod 1964 ein beachtliches malerisches Werk.

Eggers Raumversionen
Matthias Egger wurde 1964 in Burgdorf geboren. Die berufliche Ausbildung absolvierte er in Langenthal und Bern. Heute lebt und arbeitet er als künstlerischer Autodidakt im unteren Emmental.
In seiner ersten Ausstellung zeigt er Raumversionen, die zum Teil direkt auf Holz entstanden sind. Seine Räume, in meist düsteren Farben und fast immer menschenleer, weisen jedoch stets eine geöffnete Tür auf oder eine Treppe, die zum Licht führt, wie Fluchtwege zur Sicherheit des Hellen, der Freiheit.
Mehrheitlich gelingt es dem Künstler, die Ruhe und Leere der Räumlichkeiten aufzuzeigen und sie gleichzeitig durch kurze Momente irritierender Bewegungen aufzubrechen: ein wirbelndes grünes Etwas, die zurückbleibende Unruhe eines vorbeihuschenden Tieres oder einfach dargestellte, symbolhafte Hunde, die den ungekünstelten, unscheinbaren Inhalten einen übersinnlich-unheimlichen Hauch verleihen.
Gestaltet sich die Pinselführung jedoch fahrig und grob zu aggressiver Unruhe, so geht das sensible Stimmungsgespür unter, fehlt der Kontrast zwischen Statik und Bewegung, zeigt sich der Ausdruck bei diesem hoffnungsvollen Talent noch unausgereift. (Bis 5. April 1992)