«Der Kontrabass», 1980 von Patrick Süskind geschrieben, ist die Lebensgeschichte eines alleinstehenden Kontrabassisten. Sein Orchester ist für ihn das Abbild der menschlichen Gesellschaft: Während der Solist mit Beifall überschüttet, der Dirigent mit Ovationen bedacht wird, der Dirigent dem Konzertmeister mindestens zweimal die Hand schüttelt, das gesamte Orchester sich erhebt, da kann der Kontrabassist nicht einmal richtig aufstehen.
Leben in kleinen Zimmern
So hat denn der 1949 in der Nähe von München geborene Schriftsteller Patrick Süskind nicht nur eine heitere wie aufschlussreiche Geschichte über einen Kontrabassisten geschrieben, sondern zeigt auch einen Menschen allein und abseits in seinem kleinen Zimmer. Diese Zurückgezogenheit und Abgeschiedenheit sind Erfahrungen, die der Autor solcher Erfolge wie «Das Parfum» und «Die Taube» selber gemacht hat und macht. So sagt er von seinem 1980 geschriebenen Buch: «Es geht darin - neben einer Fülle anderer Dinge - um das Dasein eines Mannes in seinem kleinen Zimmer. Ich konnte bei der Abfassung insofern auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, als auch ich den grössten Teil meines Lebens in immer kleiner werdenden Zimmern verbringe, die zu verlassen mir immer schwerer fällt.»
Über den Autor gibt es sonst nicht viel zu berichten, er gilt als besonders publikums- und öffentlichkeitsscheu, er hat mit der Presse, Fernsehen so gut wie nichts am Hut und tut sich überhaupt schwer mit seiner Popularität. Am liebsten bleibt Patrick Süskind, der in München mittlere und neuere Geschichte studierte, inkognito in seiner Münchner oder Pariser Wohnung.
(Dienstag, 10. März 1992, 20 Uhr)