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Das Theater mit dem Wetter: «Die Vögel» von Aristophanes auf der Moosegg

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Theater

Auf der Moosegg beginnt die Freilicht-Saison 2000. Gespielt werden «Die Vögel» von Aristophanes - Hauptakteur dabei ist das Wetter.

Die Vögel sind los im Wald der Moosegg, grosse, kleine, schillernde, dicke Watschelenten, ein stolzer Adler, geifernde Krähen. Ein Gehüpfe und Geflattere, Zwitschern und Krakele erfüllt die Tannen. Und mittendrin ihr König, der Wiedehopf, schön gelb, schön aufgeregt, kieksend und quietschend, ein barockes Wesen fast schon. Er versucht, tuntig-balletös, aber ausgesprochen elegant und beweglich im Schritt wie im Wort, seinem Volk jene Botschaft zu verkaufen, mit der ihn die beiden Menschen Ratefreund und Hoffnungsvoll aus seinem Reich gelockt haben: Im Stück von Aristophanes, das auf der Moosegg in einer Mundartfassung gespielt wird, sollen die Vögel die Macht über Menschen und Götter bekommen in einem Staat ohne Arbeit, ohne Steuern, ohne Prozesse, aber prallvoller Geldtasche. Utopia - ein alter Traum.

Mit den Vögeln kam der Regen
Doch mit den Vögeln kam auch der Regen. Nass und nasser, unerbittlich schüttete es von oben. Ebenso unermüdlich blieb das quirlige Schauspieler-Völkchen. Erst klamm, dann feucht, dann triefend pitschnass agierten sie begeistert und begeisternd. Auch das eher rare Publikum in Skianzügen, Wolldecken, Winterjacken oder dichter Regenbekleidung auf der zwar wind-, aber nicht regengeschützten (!) Tribüne liess sich von Nässe und Kälte nicht abschrecken. Aber als die bunten Kostüme völlig die Fasson zu verlieren drohten, musste Regisseur Peter Leu das Geschehen abbrechen. Die Regenwolken hingen fest, da war kein Staat mehr zu machen zwischen Himmel und Erde. Freilicht-Theater in unseren Breitengraden ist eben ein bisschen wie Lottospielen. Dabei hätte es hier draussen ein Erlebnis werden können...
Zwar hatte «Lothar» in dem Natur-Theater gewütet, so dass eine karge Theater-Arena aus Gerüsten und Stufen konstruiert werden musste - stilisiert, die Antike andeutend. Die Intention von Regisseur Peter Leu, der auch die berndeutsche Fassung besorgte, kam dennoch zum Tragen: sie ehrt den griechischen Geist der Aristophanischen Fabel und aktualisiert gleichzeitig dessen gesellschaftliche Anspielungen.
Und so, wie der griechische Dichter (445-385 v.Chr.) die damalige Athener-Schickeria mit seinen Komödien schon mal erschütterte (und trotz der sprachlichen und szenischen Einfälle hintersinnig blieb), so begann auch diese Interpretation quirlig-originell und populär modernisiert. Ein wenig kabaretthaft, ein wenig boulevardesk, man ahnt die spätere Commedia dell’Arte in dieser Urmutter aller Komödien.
Ganz besonders beeindruckte die wunderschön choreographierte und kostümierte Vogelwelt (Eveline Rinaldi), die einen Kontrast setzte zum dunklen Wald. Doch nach gut 30 Minuten setzte die unwägbare Natur dem Spiel ein Ende - Schicksal vieler hoffnungsvollen Freilichtaufführungen. Dafür wurden die Darsteller, die so beschwingt und lustvoll auftraten, von einem erstaunlich geduldigen Publikum mit kräftigem Applaus belohnt.
Bis 19. 8. 2000, jeweils 20.15 Uhr, Vorverkauf Tel. 031 951 35 84 oder TicketCorner Tel. 0848800800 . Das Wettertelefon 1600/Rubrik 5 gibt am Aufführungstag ab 18 Uhr Auskunft

 

Charaktervögel spielen auf der Moosegg 2000 die Hauptrolle - falls das Wetter kein Theater macht.
Charaktervögel spielen auf der Moosegg 2000 die Hauptrolle - falls das Wetter kein Theater macht.