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Drei «Konstellationen» der Kunst: Verena Thürkauf, Jill Wäber und Bruno Leus im Schlösschen Vorder-Bleichenberg

Verfasst von Eva Buhrfeind |

«Konstellationen» haben Verena Thürkauf, Jill Wäber und Bruno Leus ihre gemeinsame Ausstellung getitelt und verweisen auf drei künstlerisch individuelle und langjährig erprobte Bild- und Formensprachen, welche die Betrachtenden herausfordern, sich auf diese teils konzeptuellen, teils phantasievollen oder persönlichen Sichtweisen einzulassen.

Die 1945 aus Schottland gebürtige Jill Wäber, sie lebt im französischen Sondersdorf, schafft immer wieder überraschende Bildinhalte, hervorgegangen aus präsenten Erlebnissen wie aus dem Erinnern, die man auch als Geschichten verstehen könnte. Geschichten, die von der Auseinandersetzung mit Strukturen und Spuren, mit dem Wandel, dem Sich-Formen und Sich-Wiederlösen, dem Kommen und Gehen in der Natur erzählen. In diesen Arbeiten hier setzt sich Jill Wäber mit den räumlichen Veränderungen von Küste und Meer, den wandelbaren Bewegungen und Strukturen von Ebbe und Flut, dem gestrandeten Urmaterial der See, vom Meer durcheinandergewirbelt, fliessenden und erstarrenden Grundschichten auseinander als immer neu bewegte Zustände eben auch malerischer Kompositionen. Man erkennt Spuren der ewigen Flut, Pflanzliches, verdichtete Sedimente, aufgewühlten Meeresgrund, Wasserläufe, auch Möwenspuren auf den Felsen in Öl-Pastell auf Papier. Zeitlose Zeitmomente und  Zeitschichten aus dem Erinnern an die heimatliche schottische Nordseeküste, die sich je nach Situation und Moment verändern, sich verdichten, wieder lösen, verdunkeln, aufwühlen oder dahinziehen. Mit blauer, schwarzer und gelber Tinte und Meersalz lässt die Künstlerin reduziert olivgrünlich-dunkle Farbbahnen das weiche Fell der Seelöwen anklingen, einfach, samtig und losgelöst von festen Naturbegriffen.

Verena Thürkaufs Arbeiten: Wort und Bild hinterfragen
Wie immer scheinen Verena Thürkaufs Arbeiten einfach, fordern aber im konzeptuellen Anspruch rigoros die Wahrnehmung der Betrachter heraus. Die interaktive Kommunikation, die Sprache ist ein wesentliches Thema in ihrem Schaffen – die Sprache, das Verständigen auf der Grenze von begrifflich und nicht-begrifflich, lesbar und sich auflösend. Zeigt Verena Thürkauf im Erdgeschoss sehr reduzierte, linear-zeichenhafte Studien, die sie im Computerplot vergrössert und zu Schaukästen erweitert, um so die Möglichkeiten einer verständlichen Vergrösserung von Wort und Bild zu hinterfragen, dabei auf die Neugier des Betrachtenden baut, so bietet sie im Obergeschoss scheinbar Konkretes, Lettern, Texte, persönliche Begriffe, die sie nicht zu erkennen gibt, sondern sie zu bleistiftgrauen Liniengeflechten, sich auflösenden und somit chiffrierten  Sentenzen zerfliessen lässt. Bis die auf den ersten Blick zu vermutende Lesbarkeit nur noch zeichenhafte Verläufe sind – rätselhafte und vage Fragmente, die zwischen Auflösung und Entstehen die Frage stellen: Wie weit funktioniert eine interaktive Kommunikation, wo  beginnt die Grenze, wo endet das Verstehen, was ist gemeinsame Sprache?

Bruno Leus' eigenwilliges Universum
Die formale Welt des Bruno Leus ist ein eigenwilliges Universum der Phantasie, Kreativität und Originalität. Jede seiner Figurationen, Objekte, Wesen – entweder aus MDF geschnitten oder in MDF gefräst – präsentieren sich wie moderne Icons; jene aus leuchtend blauer Plastikfolie erinnern an Körper- und Designmodelle. Diese teils comicartigen oder ursprünglichen Zeichen zwischen polymorph, figurativ und organisch, Mischwesen, figurativen Fragmenten, Fabelwesen und körperlichen Relikten sind alle auf unterschiedliche Art lesbar und assoziierbar, stetig wandelbar in der Erscheinung bis hin zu den grossen Schablonen oder den altarbildartigen Objekten in der Kapelle. In pastellfarbenen Farben gehalten, rein geweisst und dezent gepunktet, als skizzenhafte Linie in die MDF-Platte gefräst und gefärbt, ist allen Arbeiten gemeinsam das Zeichenhafte, das Archetypische und Subversive, die der Fantasie Freiräume eröffnen und dem Künstler ermöglichen, eigene gestalterische Ideen auszuloten. Auch wenn man meint, diese Choreografien zu erkennen, so entziehen sie sich doch dem Eindeutigen. Denn wie man sie dreht oder wendet, ihre Wesen geben sie nicht preis. Obwohl sie so spielerisch erscheinen, wirken die Objekte letztendlich doch eher zurückhaltend, manche leicht versponnen, andere illustrativ oder von dezenter Ironie.

Bis 11. April. Eröffnung, Samstag, 20.3.2021 14 – 18 Uhr. Öffnungszeiten Mi + Do 16-19 Uhr, Sa + So 14 – 17 Uhr, Ostermontag 14-17 Uhr. Matinée 11.4., 11 Uhr, Matthias Steiner, Violine, und Robert Flury, Klavier. Es gelten die Corona-Massnahmen. Bei Covid-bedingten Einschränkungen sind Informationen unter 032 672 29 89 erhältlich. Die Kunstschaffenden sind am 3. und 11. April 2021 anwesend oder nach persönlicher Vereinbarung. Weiteres unter www.schloesschen-biberist.ch