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Verflechtungen von Linie und Farbe: Helen von Burg zeigt neue Arbeiten in der Galerie Rössli, Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind |

Was ist intuitiver Raum, was gestalterischer Prozess, wo beginnt die Schwingung, wo wirkt die Statik, was ist greifbar, was imaginativ? Unter anderem mit diesen Fragen setzt sich Helen von Burg in den neuen Arbeiten in der Galerie Rössli, Balsthal, auseinander.

Farbstreifen, die sich mit anderen Farbstreifen verflechten und verweben, sich dabei dem Textilen immer weiter annähern, ohne eben Textilkunst zu sein. Helen von Burgs Bilder suchen über die geometrischen Grundschemen feste Ordnungen. Oder besser gesagt, diese Kompositionen suchen sich ihre eigene Ordnung, ihren speziellen Rhythmus, ihre eigenen Regeln – verflechten auf subtile und oft auch illusionistische Weise die Ordnungen von Malerei und Stofflichkeit, von Mustern und grafischer Gestalt, von Farbmaterie und Farbklang. Immer konzeptuell aufgebaut, prozesshaft reflektiert im handwerklichen Bewusstsein des künstlerischen Schaffens, im Wissen um die textile Wirkung, in die hinein immer auch eine sinnliche, intuitive Farbkomponente wirkt. Ja, irgendwo dazwischen spielen Helen von Burgs «Verflechtungen» in ihrer taktilen Materialität einerseits und einer optisch raffinierten Regelmässigkeit andrerseits, mit einer Freiheit der Gesetzmässigkeit, die von verschiedenen Standpunkten aus betrachtet variierende Sichtweisen bietet.
Bei Helen von Burg hat sich einiges getan seit ihrer letzten Ausstellung in Balsthal 2013.

Helen von Burg nähert sich dem Ursprung des Textildesigns
Sie hat sich einerseits ihrem künstlerischen Ursprung des Textildesigns angenähert, ohne eben Textilien zu designen, als vielmehr eine textile mit einer malerischen Stofflichkeit zu verbinden. Andererseits vertieft die Künstlerin, die sich nach dem Besuch der Schule für Gestaltung Basel noch zur Theatermalerin ausbilden liess und die Kunstakademie Brera in Mailand besuchte, stetig ihren künstlerische, ihre malerische Haltung. Das Gerüst scheint einfach und erfordert doch hohe Konzentration: Horizontale und vertikale Farbbahnen verweben sich zu stofflichen Tiefenwirkungen – und bleiben doch letztendlich auch malerischer Moment in wechselreicher Beziehung zueinander.

Helen von Burgs Symbiosen von Farbe und Form
Dazu arbeitet die 1959 in Fribourg geborene Künstlerin, die heute in Basel lebt, mit bemalten und unbemalten Leinwänden, schneidet sie zu Streifen und verflechtet diese Farbbahnen zu variationsreichen geometrischen Gittersystemen und gegeneinander gesetzte Symbiosen von Farbe und Form. Systeme in ebenso raffiniert wie konzentriert gesetzter Farbigkeit, die eine variationsreiche imaginative Dreidimensionalität illusionieren, wandelbare rhythmische Beziehungen eingehen und als verdichtete Geometrien in dezenter Bewegung bleiben, einem dezenten Flimmern und Flirren gleich die Bildbetrachtung irritieren.

Flirrende Moiré-Effekte und vibrierende Schwingungen
Was ist intuitiver Raum, was gestalterischer Prozess, wo beginnt die Schwingung, wo wirkt die Statik, was ist davor und vor allem, was ist dahinter, was ist greifbar, was imaginativ?
In anderen Arbeiten imaginiert Helen von Burg mit den zu feinen Gitterwerken verflochtenen und sukzessiv modulierten Farbstreifen flirrende Moiré-Effekte, nimmt untergründig vibrierende Schwingungen auf, deutet fremdartige Muster an, spielt mit einem subjektiven Raumempfinden oder kreiert melodische Situationen als konzentrierten Blick auf ein textiles Urgeschehen. Ein beliebtes Spiel mit der Wahrnehmung wie mit der haptischen Illusion durch die webartigen Wechselwirkungen unterschiedlicher Stofflichkeiten. Dazu gehören auch reine Stoffbänder, die ihre nachhaltige bildhafte Wirkung durch die malerischen Farbaufträge – opak, pastös oder fliessend mit Pinselspuren aufgetragen – bestätigen.  


Bis 11. April. Geöffnet: Do + Fr 18 – 21 Uhr, Sa 15 – 18 Uhr, So 11 – 14 Uhr, an Karfreitag, 2. April, und Ostern bleibt die Galerie geschlossen. Es gelten die Corona-Schutzmassnahmen.