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Natur in atmosphärischer Spannung: Martin Ziegelmüller im Schlösschen Vorder-Bleichenberg, Biberist

Verfasst von Eva Buhrfeind |

Mit einer reichen Auswahl ist Martin Ziegelmüllers Malkunst derzeit im Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist zu erleben: Die Natur in der atmosphärischen Spannung ihrer Farben.

Zum sechsten Mal schon zeigt der Seeländer Martin Ziegelmüller sein künstlerisches Schaffen im Schlösschen Vorder-Bleichenberg. Ein Œuvre, das sich immer treu geblieben ist. Denn sein Thema ist die Malerei im atmosphärischen Spannungsfeld der Farben. Eine «Malerei, die sich in der Farbe ausdrücken muss, nicht im Gegenstand», wie der 86-jährige Seeländer Künstler einst seinen malerischen Anspruch, landschaftliche Stimmungen und Atmosphären farblich auszuschöpfen und auszuloten, formulierte.

Intensiv erlebte Eindrücke seiner heimatlichen Region
Stets waren und sind es die intensiv erlebten Eindrücke seiner heimatlichen Region – Bielersee, Chasseral, Jurasüdfuss, der Jura, das Seeland, das Grosse Moos, die Aare –, die den in Graben bei Herzogenbuchsee aufgewachsenen und seit den 60er Jahren in Vinelz lebenden Künstler inspirieren. Ziegelmüllers in Öl auf Leinwand oder Baumwolle gehaltenen Bilder erzählen vom malerischen Nachklingen atmosphärischer Phänomene und vom eindringlichen Erleben einer uns allen vertrauten Natur, von Momenten, die allein aus dem nuancierten Farbenspiel von Sonnenlicht und Schatten, vom pastösen, gestischen und feinen, subtilen Pinselduktus leben. Landschaftliche Impressionen sind es, die Weiten und Horizonte, Wälder, tiefe oder endlose Himmel anklingen lassen, Flüsse und deren Spiegelungen, Auen, Aarelandschaften und steinerne Ansichten.

Bilderwelten zwischen Sehen und Fiktion
Martin Ziegelmüller bewegt jene Faszination, den intensiven Ausdruck des Motivs zu steigern, um unerschöpflich wie unermüdlich immer neue Stimmungen zu schaffen, die jenes atmosphärische Gefühl ausstrahlen, das man nicht in Worte kleiden kann und die er auch nicht einfach malerisch kolportiert. Bilderwelten sind es, die aus der Materialität der Farben die Stimmung zum Objekt des Erlebens werden lassen – zwischen Sehen und Fiktion, romantischer und naturintensiver Wirkung, aus der Symbiose von Farbe und Licht,  entrückter und naturnaher Wirkung, Wirksamkeit und Abstrahierung.


Zwischen pastösem Farbauftrag und energischen Pinselspuren
Und so entwickelt sich die Wanderung durch die gut bestückte Ausstellung zu einer Reise heimisch-landschaftlicher Eindrücke: der Jura als felsige Formation, als begrünte Hänge.   Landschaftliches wird metaphysisch stimmend unter endlosen Himmeln an den Bildrand gedrängt, Sinnbild von Unendlichkeit des Universums. Dräuende Wolken oder feinstimmig weite Himmel sind zurückgenommen auf eine existentielle Atmosphäre, jahreszeitliche Farbenspiele, sei es als dichter oder von Licht durchdrungener Herbstwald, oder als winterliche Impression. Ziegelmüllers Malerei sucht die Distanz, um inhaltlich das ganze malerische Nachklingen der Impressionen und Empfindungen zum Erkennen zu geben. Und sie bewegt sich zwischen pastösem Farbauftrag und energischen Pinselspuren, die sich bis zu tachistischen Fleckenteppichen steigern, sowie feiner, dezenter und konzentrierter Malerei, die auf wenige flächige Geschehen zurückgenommen ist, sodass sich die Motive und deren Ausstrahlung erst nach und nach zu erkennen geben. Aus der Nähe hingegen betrachtet wirkt vor allem das malerische Prinzip, die emotionale Mallust des Künstlers, die mit zunehmender Distanz wieder zurücktritt.

Frühere Arbeiten nachhaltig überarbeitet
Martin Ziegelmüller hinterfragt im intensiven Malprozess stets auch die künstlerische Entwicklung. Und so bleibt es nicht aus, dass er frühere Arbeiten im Laufe der Jahrzehnte nachhaltig überarbeitet, um so dem künstlerisch sich durchdringenden Spektrum neue motivische wie malerische Bedeutung zukommen zu lassen. Zu seinem Werk gehören auch die nächtlichen Stadtlandschaften als diffuse Grenzwelten flimmernder Lichterteppiche in einer düster fiktiven Endlichkeit. Pastös gesetzt oder feinflächig moduliert, in den Silhouetten zerfliessend und sich auflösend unter den Pinselstrichen, vertieft sich die Brüchigkeit der Nacht als malerisches Nachklingen.

Bis 20. Juni 2021. Geöffnet: Mi + Do 16–19 Uhr, Sa + So 14–17 Uhr.
Matinée: Sonntag, 6. Juni, 11 Uhr, Ausstellungsrundgang: Sonntag, 13. Juni, 15 Uhr mit dem Künstler und der Kunsthistorikerin Eva Bigler. Finissage: Sonntag, 20 Juni. Für die Anlässe wird um eine Anmeldung gebeten – info@schloesschen-biberist.ch oder 032 672 47 31. Weitere Informationen: www.schloesschen-biberist.ch