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Wie aus Haaren Bilder wurden: Monika Feucht in der Galerie Rössli in Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind |

Unter dem Titel «Topos» zeigt Monika Feucht in der Galerie Rössli in Balsthal neue Arbeiten. Das plastische Schaffen «Spiriti dei marmi» ist inspiriert von zeichenhaften Spuren ihres Genueser Ateliers.

Es ist ein seltsam Ding mit diesen Bleistiftzeichnungen und Graphitarbeiten der Luzernerin Monika Feucht. Man entdeckt seltsam beseelt wirkende, wesenhafte wie auch erlebte landschaftliche Impressionen, Haariges, rätselhaft grosse Schmetterlinge, düster schattige Berge wie Kulissen eines magischen Schauspiels: feinstimmige Arbeiten auf Papier, die zeichnerische Raffinesse, eine intensive Vertiefung in die thematischen Inspirationen wie in den variationsreichen zeichnerischen und meditativen Prozess, Stimmungsvolles und Surreales vereinen – bizarr zum Teil, organisch hin und wieder, auch pelzig und immer wieder sinnlich in der «haarigen» Grundstruktur der feinen linearen Vernetzungen. Denn Auslöser und Basis von Monika Feuchts künstlerischem Schaffen sind seit vielen Jahren Hinterköpfe mit den verschiedensten Haaren, deren feine und dichte Strukturen, die Bewegungen und Überlagerungen des Wachsens und der Wirbel, die sich in der Gestik des Zeichnens wiederfinden, wandeln und entwickeln zu variationsreichen Metaphern, die durchaus etwas Narratives in sich tragen. Wirkungsvoll im Wechselspiel von filigranen und konzentrierten Schraffierungen, von freier weisser Fläche und grauen Nuancen, mit dem Bleistiftgestus gewachsen aus dem Weiss des Papiers, das gleichzeitig als Teil des Narrativs die formale Gesamtkomposition trägt. Fedrig aufgelockert, plastisch verdichtet oder subtil umrissen, irritieren und faszinieren diese inhaltlichen Ambivalenzen des Sehens, Verstehens und Wirkens von Bild und Erwartung.
Mit «Topos» ist diese Ausstellung getitelt und so geht es hier eben auch um die Interpretation von Bildern und deren Vorstellungen, von Orten und topografischen Momenten. Orte, an denen sie «wirklich war» wie an den präsentierten Winterlandschaften, deren weisse Schneeflächen und fragmentarisch-topografischen Motive sie mit dem Bleistift und dem Weiss des Papiers zu wundersamen Landschaftsausschnitten fixiert, zu Orten im übertragenen Sinn und deren Bildwirkungen, surreal und imaginativ, seltsam vertraut in den  zeichnerisch angedeuteten, holzschnittartigen Verweisen und doch von einem unergründlichen Reiz des Undinglichen.
Dabei tragen diese Landschaften mit ihren feinhaarigen Andeutungen durchaus etwas Wesenhaftes in sich – eine Natur im mehrdeutigen Sinn, um mit dem Stift, teils mit dem Pinsel «das Wesen aller Dinge» zu beschreiben. Und so wie sich Monika Feucht zeichnerisch wie thematisch vom Topos des haarigen Hinterkopfs zur Landschaft, zur Natur wandelt, das Wirkliche mit dem Fiktiven, das Erzählerische mit dem Sinnlichen verwebt, so erleben die Betrachtenden diese Bildgeschehen als ebenso metaphysische wie reizvolle Metamorphose: die Symbiose von Natur, Landschaft und seltsamen Daseinsformen, märchenhaften Stimmungen mit mystischen Untertönen.
Auch wenn in Monika Feuchts Arbeiten die Grenzen des Eindeutigen aufgehoben scheinen, so sind sie als Teil des ambivalenten Ausdrucks gleichermassen auch reine winterlandschaftliche Topografien, lebendig wirkende, minutiös gezeichnete Schmetterlinge und beweisen wie das fein ziselierte körperartige Haar, die romantisierten Berge eine komplexe zeichnerische Kraft – «das Wesen aller Dinge» als künstlerische Intention.
Das plastische Schaffen «Spiriti dei marmi» hingegen, inspiriert von zeichenhaften Spuren in den Marmorabdeckungen ihres Genueser Ateliers, hat die Künstlerin über zeichnerische Reflexionen in ein Ensemble eigenwilliger, theatralischer Figurationen verwandelt, die mit dem Licht und Schatten ebenso spielen wie mit der Phantasie.

Bis 5. September. Geöffnet: Fr 18-21 Uhr, Sa 15-18 Uhr, So 11-14 Uhr. Die Ausstellung ist zudem auch am Kulturtag Thal am Sonntag, 12.9., von 10-17 Uhr geöffnet. Um 14 Uhr findet ein Gespräch mit der Künstlerin statt. Es gelten die aktuellen Covid-19-Schutzmassnahmen.