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Farbe und Form: Bruno Ischi und Christof Cartier im Schlösschen Vorder-Bleichenberg

Verfasst von Eva Buhrfeind |

Malerei und Skulptur, Farbe und Form: Bruno Ischi und Christof Cartier zeigen ihre Werke im Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist.

 

50 Jahre künstlerische Schaffensfreude, 50 Jahre unermüdliche und lustvolle Auseinandersetzung mit den vielseitigen Bildgestaltungen in Farbe, Ausdruck und Stimmung. Das verlangt nach einer Retrospektive, die bei Bruno Ischi mehr ist als ein Rückblick. Denn seit bald fünf Jahrzehnten bestätigt eine kräftige Farbpalette den freudvollen Maler immer wieder neu in seiner handwerklichen und die schöpferischen Lust. Seien es Landschaften, Stillleben, stimmungsvolle Impressionen oder naturnahe Erinnerungen, Stadtansichten, malerisch neu gesichtet, verwandelt von einer naturnahen Interpretation in freie bis abstrahierte Bildgeschehen. Diese reich bestückte Ausstellung im Schlösschen Vorder-Bleichenberg zeigt: Bruno Ischi, 80-jährig, ist in der Malerei jung geblieben, offen für neue, experimentelle Ausdrucksformen wie für spielerische, farbfrohe unprätentiöse Improvisationen mit Holz auf Papier gedruckt. Oder wie die Oxidationsbilder mit Metallfarben, Landschaftliches lässt sich erkennen und als Reiz der abstrahierten Illusion interpretieren. Bruno Ischis Motive und Inhalte sind vertraut geworden über die Jahre und überraschen dennoch immer wieder mit der ihm eigenen schöpferischen Kreativität. Das Goms, der Bucheggberg, Solothurn, die Toskana in den charakteristischen Farbgebungen der Jahreszeiten, Naturaugenblicke und Panoramaansichten, strahlende Mohnfelder, leuchtende Sonnenblumen, lebhafte Meere und stimmungsvolle Sonnenuntergänge am Strand, stille Urlaubsszenen. Und immer wieder das Gebirge im Goms. Mächtige Berge, sich schneebedeckt über das Tal erhebend, schroffe Felsen, markante Momente im Abendlicht, erratisch in der Natur, vertraut in der stimmigen Wirkung. Vor allem, wenn man auf Distanz geht, erscheinen diese Bergwelten beinahe greifbar, real. Dann aus der Nähe betrachtet, sieht man, dass es reine Malerei ist, Fläche, Farbauftrag, Licht und Schatten.
Es wäre keine Retrospektive, würden hier nicht auch frühe Arbeiten gezeigt, die letztendlich den Weg des Künstlers Bruno Ischi in sich tragen. Angefangen hat Bruno Ischi mit Aquarellmalerei, klassisch im Duktus und beschaulich in der Motivbeschreibung. Eher zeichnerisch, präzise in den klaren Formen und feinen Kolorationen geben sich diese kleinen Impressionen, die städtischen und ländlichen Szenen und auch Stillleben, von denen manche Jahre später konsequent weitergemalt sind, eingefügt in die persönliche Stilentwicklung. Später entdeckte der Künstler für kurze Zeit die Pastellkreide, die dem Aquarell eine kräftigere Note verleiht. Mit den Acrylfarben dann kam die Leuchtkraft und dazu der Rakel und der Spachtel, mit denen er die Bilder, oftmals grossformatig, erarbeitet. Ja, der gelernte Buchdrucker Bruno Ischi, 1941 in Solothurn geboren, in Derendingen aufgewachsen und seit 1970 in Biberist wohnhaft, lässt sich nicht so einfach auf einen Stil festlegen. Seine Bilder sind Ausdruck grosser Schaffensfreude und malerischer Energie. Und so gehört die Reduktion bis in die Abstraktion wohltemperierter Kompositionen zu seinem künstlerischen Weg, stets offen für neue Variationen.

Christof Cartiers Skulpturen
Die Menschen in diesen Geschichten, sie bringt der gelernte Steinbildhauer Christof Cartier aus Graben ins Spiel. Bei dem 1971 Geborenen wirkt eine eigenwillige Kreativität, eine subtile Wahrnehmung menschlicher Haltungen und Charaktere, wenn er mit seinen ausschliesslich mit der Kettensäge gestalteten Figurationen Geschichten erzählt und menschliches Verhalten und Beziehungen inszeniert. Erstaunlich filigran als Kleinformate und elegant als lebensgrosse, schwarz geflammte, schlicht gehaltene Figuren setzt Christof Cartier sie in wechselnder Choreografie zusammen: als sich begegnende Truppe auf dem Lebensbogen, im Gegenüber auf einem gemeinsamen Kreis gebannt. Szenisch arrangiert auf mit filigranen Schnittmustern versehenen Eichenstämmen, erratisch im Raum stehend, kleine und grosse Gestalten als Ausdruck von Haltungen, Gebärden, Gefühle, von Bewegung und Wegen. Sie treten als Individuum auf oder als Gesellschaft, lümmeln sich auf einem Stuhl, wandern, recken stolz den Kopf. Der Mensch wie er leibt und lebt, anekdotisch skurril, selbst in den früheren, noch farbig gekleideten und rundlicheren, wirklichkeitsnahen Figurinen. Allen ist ihnen eins gemeinsam: die raffinierte Gestaltung mit der Kettensäge, die feine Schnitzerei in den Eichenstämmen, aus denen die kleinen Figuren heraus in einem Stück gearbeitet sind. Und die mit ihrer Darstellung diese Bilderschau beleben.

Bis 9. September 2021. Geöffnet: Mi + Do 16-19 Uhr, Sa + So 14 – 17 Uhr. Führung mit den Künstlern, Sonntag, 5.9., 15 Uhr, Matinée Konzert, Sonntag, 12.9., 11 Uhr, Finissage, Sonntag, 19.9.