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Kreativ mit anekdotischer Phantasie: Lex Vögtli in der Galerie Rössli in Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind |

Lex Vögtli zeigt in der Galerie Rössli in Balsthal neuere Arbeiten, die von künstlerischer Kreativität und anekdotischer Phantasie zeugen. Des weiteren lädt eine Diashow zum Verweilen ein.

Wenn man sich mit den in grauschwarzen Nuancen gehaltenen, von einer altmeisterlichen Wirkung lebenden Bildern der Lex Vögtli, aus Dornach gebürtig und in Basel lebend, vertraut machen, in diese surreal anmutenden Inszenierungen eintauchen will, dann empfiehlt sich, zuerst im zweiten Raum die Diashow und sich danach im Kellergewölbe wie im ersten Raum mit den grossformatigen Farbcollagen zu befassen. Denn diese Bildgeschehen und deren geradezu barocke Opulenz in den vielgestaltigen Collagen sind die formale Ausgangslage der subtilen wie vieldeutigen Stimmungen der Polymer Tiefdruckinhalten.
Einmal mehr zeigt sich, Lex Vögtlis Bilderwelten sind nicht beliebig, nicht einfach phantastisch oder fiktiv. Es sind surreale Welten, neu sich formierende Bildgeschichten, die Realität und Fiktion gegeneinander ausspielen und doch ernst bei der Sache bleiben. Ihre Bildideen, die formale Ausgestaltung mutet immer noch subversiv an, wenn die vordergründige Wahrnehmung das nachhaltige Sehen untergräbt und man sich fragt, wo fängt man an, wo hört man auf mit dem Sehen, dem Verstehen?
Auch mit diesen Werken erweist sich die 1972 geborene, ausgebildete Zeichenlehrerin als eine raffinierte, mit den Inhalten operierende Geschichtenerzählerin. Die imaginativen Blumenstillleben im ersten Raum zeigen keine vertrauten, floralen Wirklichkeiten. Ihre Blüten, Blätter, Stängel, ihre Vasen, die Begegnungen und Beziehungen innerhalb der gemeinsamen Geschichten erhalten ihre eigenwillig floral anmutende Logik aus der anekdotisch raffinierten Komposition vielfältiger artfremder Details, Bildelemente und Motive.
Lex Vögtlis Arbeiten bilden letztendlich eine analoge Wirklichkeit ab. Hier sind es vor allem bestehende Printmaterialien quer durch Kunstbände, Plakate und Kunstgeschichte, vieles vertraut oder unverkennbar, das alles sie in Schnipsel zerlegt und zu grossformatigen Bildchoreografien neu arrangiert, fotografiert und dann im an klassische Radierungen erinnernden Tiefdruck auf ein kleineres Bildformat und das Farbig-Prächtige auf Schwarzgrauweiss reduziert. Derart, dass sich allerlei unflorale Elemente zu floralen Stillleben fügen, Vasen, Bouquets, Blüten, inszenierte Situationen, erzählerische Momente, deren Titel erste Hinweise auf imaginäre Poesien und bildhafte Gedankenwelten geben. Man muss genau hinschauen, neugierig sein, dann wird man überrascht, was sich letztendlich in und hinter einem Bild verbirgt, wie man projizierte Seherwartungen umschifft und das Irreale zur realen Wirklichkeit erweitert. Diese erst auf den zweiten Blick surrealen Choreografien werfen die Betrachtenden zwischen virtueller Wirklichkeit und faszinierender Illusion auf sich selbst zurück, sprechen eigene Projektionen an.

Diashow mit Kuschelkissen
Die Diashow dann im zweiten Raum mit Teppichen, Sesseln, Kuschelkissen lädt zum Verweilen ein, führt durch private Räumlichkeiten der Künstlerin der vergangenen zwölf Jahre. In diesen fotografischen Momentaufnahmen spiegeln situative Stillleben ihre künstlerischen Absichten. Das Wirkliche wird im künstlerischen Prozess zu einem suggestiven Spiel mit der gestalterischen Verfremdung vertrauter Inhalte zur imaginativen Bildidee gebrochen. Die monumentale Präsenz der Originalcollagen mit ihren mehrdeutig bestückten Staffagen, die kompositorische, malerische Raffinesse der unterschiedlichsten Bildzitate und -details generiert jene neue Wirklichkeit, die den Betrachtenden in den anmutigen Tiefdrucken eine neue anekdotische Sicht unwirklicher Dinge schenkt.

Bis 12. Dezember 2021. Geöffnet: Fr 18-21 Uhr, Sa 15-18 Uhr, So 11-14 Uhr. Vernissage: Sonntag, 21.21., 11:30 Uhr, Einführung: Annelise Zwez. Lex Vögtli ist bei der Eröffnung, am 4.12. und 12.12. anwesend. Es gelten die aktuellen Covid-19 Massnahmen.