Home | News | Suchen | News-Archiv | Kategorien | Kontakt

Malerei und die Inszenierung der Bilder: Jakob Rieder und Sebastian Haas in der Galerie Rössli, Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind |

Jakob Ferdinand Rieder und Sebastian Haas präsentieren in der Galerie Rössli, Balsthal, ihre Vorstellung von Malerei. Jakob Rieder treibt die Wahrnehmung und illustrative Inspiration bis zur subjektiven Imagination. Sebastian Haas` malerischer Ansatz ist ähnlich, allerdings sind seine Bildträger aus Glas.

Ja, die Malerei, sie lässt sich immer wieder neu ausformulieren und ausschöpfen. Und Jakob Rieder treibt in seinen Bildern das vertraute Spiel mit der Wahrnehmung und illustrativer Inspiration bis zur subjektiven Imagination. Opulent in Farbe, Form und freiheitlich anmutender malerischer Geste zeigen sich vor allem seine grossformatigen Arbeiten, ganz klassisch in Öl auf Leinwand, als eine prozedurale Vermessung der Malerei – als Metaebene zwischen bewegter Abstraktion und räumlich-konzeptuellem Phänomen. Dazu bespielt er seine Bildräume bis hin zu den Arbeiten in Öl auf Papier und den Aquarellen mit geometrisch-flächigen und polymorphen Formen, figurativen Fragmenten und räumlich assoziierenden Rastern, Linien und Linearem. Konzipiert derart variationsreiche Bedeutungsebenen, die aus einem subjektiven Blickwinkel heraus Hintergrund und Vordergrund, Tiefenwirkung und Farbauftrag gegeneinander ausspielen. Und die der 1987 geborene Künstler trotz aller gestalterischen Bildmittel durchaus prozessorientiert einer individuellen Betrachtung und freien Interpretation überlässt.

Jakob Ferdinand Rieder verlegt die malerischen Inhalte in die digitale Welt
Diese analogen, also manuellen Bildmomente treibt der in Basel und Solothurn lebende und arbeitende Jakob Ferdinand Rieder nun auf die Spitze: Der Künstler verlegt mittels einer App diese malerisch unmittelbaren Inhalte in die nicht nahbare, weil digitale Welt. Derart, dass das angestrebte Raumerlebnis, das in den analogen Bildern eher subjektiv und unmittelbar zu erleben ist, digital erweitert wird. Nicht greifbar als Kunstwerk, sondern als dreidimensionales Erlebnis. Eine einfallsreiche dreidimensionale Verortung, die der gebürtige Solothurner auch mit den kleinen Aquarellen einfallsreich analysiert und im zweiten Raum auf dem Bildschirm wirkungsvoll präsentiert. Auf fotografierte, im Computer 3-D-generierte Gegenstände projiziert der Künstler einige seiner Aquarelle. Die ursprünglich realen Objekte sind zum fiktiven Bildträger mutiert, deren reale Textur nur dezent in der aquarellierten, jedoch digitalen Textur wirken kann. Selbst wenn das Modell auf dem Bildschirm dreht und beidseitig bespielt wird, es ist die analoge Malerei, die den – wenn auch digitalen Raum – beherrscht und doch nur ein visuelles Erleben auf dem Bildschirm bleibt.

Sebastian Haas` atmosphörische Glasplatten
Einmal im Jahr lädt die Galerie Rössli einen Künstler als Gast in eine der Ausstellungen ein. Sebastian Haas` malerischer Ansatz einer subjektiven Bildwirkung ist ähnlich. Seine Bildträger sind aus Glas, einmal als stelenartige, leicht in den Raum gebogene, rückseitig bemalte Glasplatten, die das Malerische objekthaft erscheinen lassen und eine durchaus atmosphärische Note erzielen. Und die je nach Lichteinfall oder Blickpunkt bewegt zwischen Transparenz und Farbnuancierung plastisch changieren. Hier agiert der bildnerische auch als räumlicher Gedanke, und bleibt doch Bild, malerischer Augenblick. In der Hinterglasmalerei auf kleinen, entweder flachen oder leicht gebogenen Glasplatten, mehrheitlich in schwarzgrauen Tönen gehalten, weckt der 1992 geborene Künstler aus Bern vage Erinnerungen an frühe Fotonegative. Die flächig gehaltene Malerei suggeriert nicht definierbare, eigenwillig vertraute Assoziationen. Ob mit der Hand aufgetragen, gesprayt, selbst in den rein abstrahierten, zum Teil rotfarbigen Inhalten, zeigt sich: auch diese filmische Imagination ist einfach Malerei.

Bis 11. Dezember 2022 Öffnungzeiten: Fr. 18–21 Uhr, Sa. 15-18 Uhr, So. 11-14 Uhr. Vernissage Sonntag 20.11.2022, 11:30 Uhr. Einführende Worte Adrian Dürrwang, Kunsthistoriker.