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Ein seltsamer Titel unter viel Holzdruck: Thomas Ruch in der Galerie Rössli in Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

In der Galerie Rössli in Balsthal laden neue Arbeiten von Thomas Ruch zum Staunen ein. Ein seltsamer Titel und viel Holzdruck in Schwarzweiss lassen rätseln.

«Der Esel hat drei Beine» animiert die Einladungskarte zur Ausstellung von Thomas Ruch. Aber ein Esel ist nicht auszumachen, zumindest nicht auf den ersten und eindeutigen Blick. Auch auf den zweiten nicht, denn dieser Esel steht wohl für das Fabulöse der Bildinhalte und der partiell wesensartigen Stimmung. Geht es doch im Schaffen von Thomas Ruch ‒ der gebürtige Basler pendelt zwischen Basel und Düsseldorf ‒ weniger um einen Esel, als vielmehr um das, was sich in diesen Holzschnitten und -drucken verbirgt und sich aus  eindeutigen Gestaltungen heraus sonst noch erzählen lässt.
So setzt der Künstler die Eigenschaft und die Erwartung an den Holzdruck in Analogie zum Inhalt, der Natur des Holzes, geleitet vom Prozesshaften der eigenwilligen und fantasievollen Bildentwicklung per se und einer künstlerisch-konzeptuellen Reflexion des 1963 geborenen Künstlers, der zum ersten Mal in der Galerie Rössli ausstellt.

Holz als Ideengeber und Inspiration zugleich
Seit 1988 beschäftigt sich Thomas Ruch mit dem Holzschnitt, zuerst ganz klassisch, zunehmend aber hat sich seine Technik immer erweitert, bis das Holz über das Drucken hinaus Ausdruck und Teil des Bildes geworden ist. Das verwendete Holz ‒ Gefundenes, bearbeitetes Material, aufgeschnittene Baumstämme oder Querschnitte, Baumwurzeln ‒ sind in der Reproduktion zugleich Ideengeber und Inspiration, bildgebendes und bilderweiterndes Objekt. Die von der Natur vorgegebenen Texturen, Strukturen und Zeichen, der Ausdruck dieser Materialien, die der Künstler mit Tiefdruckschwarz auf den weissen Bildgrund druckt, imaginieren eine ambivalente Bildästhetik: Grafisch einerseits, objekthaft andererseits; eindeutig, aber rätselhaft, dann wieder präzise, vieldeutig. Denn all seine Holzelemente, ob Stamm, Briefkasten, Fensterrahmen, Holzbretter oder Holzlatten, ob naturbelassen oder bearbeitet, werden zur Druckfläche demontiert und danach zu entsprechenden Geschichten gestaltet.

Thomas Ruchs dreibeiniger Esel ‒ des Rätsels Lösung?
Der Querschnitt eines Baumstamms erzählt von Leben und Wachstum, Hand- und Fussabdrücke des Künstlers verweisen auf die bewegte Einheit von Mensch und Natur. Ein Wurzelquerschnitt mutiert zu einem Fabelwesen, halb Insekt, halb auffliegender Vogel. Aus dem Längsschnitt eines Baumstammes erscheint mit den hinein geprägten Körpern eine neue Natur. Thomas Ruchs Holzdrucke agieren rein bildlich und dinglich konkret, aber stets durchdacht zugleich. Das Holz als Druckwerkzeug ist gleichzeitig auch Teil der Bildgeschichte und des Bildgeschehens, gibt die Möglichkeiten und Intentionen vor und wird gleichzeitig zum Teil des Bildes. In die Thomas Ruch auch malerisch eingreift und mit gesprayten Gesten die gedruckt vorgegebenen Lebensspuren der Natur erweitert. Überhaupt verlässt sich der Künstler nicht auf den Druckprozess mit den Holzelementen. Ein zur Druckfläche aufgeschnittener und in einen rechtwinkeligen Spiegel montierter Briefkasten steigert die Bilderwartung des Grafischen ‒ nicht gedruckt wird das Holz, sondern in der Spiegelung vervielfältigt. Oder Thomas Ruch konstruiert aus Lattenrosten fragmentarisch zurechtgeschnittene Stuhlelemente, die, an die Wände oder Pfosten raumgreifend montiert, mit gesprayten möbelartigen Anschnitten die Grundidee des Grafischen ins Räumliche imaginieren ‒ als perspektivisch verzerrte Illusion seiner Bildabsichten aus Druck und Abdruck. In der Konzentration von Schwarz in unterschiedlicher Dichte und Brüchigkeit lassen sich seine Arbeiten auf dem absoluten Weiss des Bildträgers als rätselhaft fabulierende Verweise lesen: Vielleicht entdeckt man ja auch den dreibeinigen Esel, man muss sich nur darauf einlassen.

Bis 2. Juli 2023. Öffnungszeiten: Fr. 18-21 Uhr, Sa. 15-18 Uhr, So. 11-14 Uhr. Vernissage, Sonntag,  11.6., 11.30 Uhr. Der Künstler ist am Samstag, 17.6. und Sonntag, 2.7. anwesend.

Thomas Ruch 2023 vor seinen Arbeiten in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Thomas Ruch 2023 vor seinen Arbeiten in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Thomas Ruch 2023 und seine Arbeiten in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Thomas Ruch 2023 und seine Arbeiten in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Thomas Ruch 2023 und seine Arbeiten in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Thomas Ruch 2023 und seine Arbeiten in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Arbeit von Thomas Ruch 2023 in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Arbeit von Thomas Ruch 2023 in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)