Einmal mehr lädt die Alte Brennerei zu einem künstlerischen Kontrastprogramm in passendem Ambiente ein. Der eine oder die andere Kunstschaffende sind dabei in der Region bereits bekannt wie der Eisenplastiker Heiko Schütz, von ihm stammt die Installation auf dem Scintilla-Verkehrskreisel in Zuchwil. Die Werke des Eisenplastikers aus Niederönz sind ebenso unverkennbar wie beispielsweise seine aufklappbar beweglichen Bilderbücher und Buchgeschichten. Assoziationsreich gestaltete Objekte, die die Vorstellungskraft von Betrachtenden ansprechen, wenn sich Lettern, Klöppel, eiserne Verzierungen oder schmiedeiserne Elemente auflösen, neu formieren, auftürmen oder aus Buchseiten purzeln. Da bleibt sogar die grosse Weltenkugel trotz aller Buchstaben «Wortlos», entwachsen Kopfsilhouetten dem Buchstabengewirr. Der Kopf ist eben voller Geschichten.
Monika Teal und ihre Wurzeln
Die amerikanische Malerin Monika Teal hat bereits in Solothurn ausgestellt und da eine Zeit lang gelebt. Märchen und Mythologien ihrer uramerikanischen und europäischen Wurzeln als kreative Kräfte spielen für die aus North Carolina gebürtige Künstlerin eine wichtige Rolle, um eigene und gesellschaftliche Themen, die Ambivalenz real-mystischer Stimmungen, die Beziehungen von Kulturen und den Naturen anekdotisch zu bebildern: Mensch und Wolf in der Metamorphose, die Kuh mit Spuren menschlicher Hände, ein magisch leuchtender Hase, symbolträchtige Krähen, bildnerisch oder perlenbestickt, nächtliche Szenen als filmisches Zitat mystischer Situationen, ein dekorativ bemalter «Hirsch», eine rätselhafte Frauenbüste mit Krähenfedergewand vereinen sich zu nativ-modernen Allegorien.
Adrian Bütikofers Holzskulpturen
Auch Adrian Bütikofer ist mit seinen Holzskulpturen aus Eschenholz in der Region kein Unbekannter. Wie ein Bildhauer erarbeitet der Künstler aus Zürich seine Formen aus einem einzigen Baumstammstück. Raffiniert in der komplexen Technik und den formalen Interpretationen kreiert er elegante Drehungen und Wendungen, feingliedrig durchbrochene, gewebe- oder scherenschnittartige Formen, verschlungene lineare Bewegungen, dynamisch ineinander fliessende Gesten. Oder auch dreidimensionale Objekte, die in ihrem klaren Design an melodische Zeichen im Raum denken lassen. Allesamt – auch durch die dunkel geflammte Oberfläche – haben ihren Ursprung, den erratischen Baumstamm, hinter sich gelassen.
Ein Aspekt dieser Ausstellung ist die Gegenüberstellung polarisierender plastischer Positionen. Eindrücklich kommt dies im Vergleich von David Lewi und Georg Viktor zum Ausdruck. Der Schweizer Lewi arbeitet mit Eisen, doch seine Figurationen, in aufwändigen Prozessen mit flüssigem Eisen entstanden, erinnern mit ihrer rudimentären, meist weiblichen Körperlichkeit und der pyroklastisch strukturierten Oberfläche an archaische, frühzeitliche Figurationen. Doch so radikal einfach, fast ungegenständlich ihre Ausgestaltungen auch sein mögen, ihre urzeitliche Plastizität bleibt menschlich-figürlich, um zeichnerisch mit dem Landschaftlichen zu verwachsen.
Georg Viktors Skulpturen hingegen spielen mit einer beinahe hyperrealistisch interpretierten Figürlichkeit. Der aus Ludwigshafen gebürtige Künstler lebt sei über 40 Jahren in Italien in der Nähe der Carrara-Marmorsteinbrüche. Und so ist der Cararamarmor sein Medium, das er handwerklich perfektioniert. Ausgehend vom Ideal der griechischen Antike, hat der Bildhauer die perfektionierte Schönheit der alabasternen Körper und Körperfragmente in die Modernität transferiert. Doch interpretiert er nicht einfach eine stilisierte Figürlichkeit, sondern bekleidet seine anatomisch exakten, erotisch unterlegten Modelle ebenso mit provokativen wie mit allegorischen Themen, sei es nackte Haut, Kleidung, Jeansshorts, Stilettos, Leder, visualisierte Reize oder kulturell-religöse Werte.
Peter Bremers' besondere Note
Mit seinen in aufwändigen und komplexen Prozessen geschaffenen facettenreichen Glasskulpturen bringt der Niederländer Peter Bremers eine besondere Note in diese Räumlichkeiten: Die faszinierenden Möglichkeiten aus Licht und Glas, Farbe und Form, Natur und Poesie, kunstvolle Illusionen farbiger Lichttropfen, magischer Kugeln, bizarrer Eiskristalle, gläserner Fragmente und körperartiger Bewegung zu bespielen.
Bis 17.9.2023. Öffnungszeiten: Freitag 18-20 Uhr, Sa/So 14-18 Uhr