Wer Anne Rüedes künstlerisches Schaffen, ja ihren künstlerischen Anspruch kennt, wird auch in diesen feinstimmigen Miniaturen das unverkennbar formale Leitmotiv einer kreativen wie ästhetischen Formvollendung bestätigen. Mit dieser Ausstellung nun setzt die 89-jährige Solothurnerin Anne Rüede in der Galerie Löiegruebe nach Jahrzehnten erfolgreicher künstlerischer Tätigkeit einen stilvoll komponierten Schlusspunkt ihres ebenso konstanten wie konsequenten bildnerischen Engagements.
Sorgsam, mit Bedacht und wie immer in einem vielschichtigen komplexen Prozess kreiert, zeigt sich auch in diesen Kleinformaten – Monotypien, einige Zeichnungen und filigrane Objekte – jene unverkennbare gestalterische Leidenschaft, mit der die Künstlerin Akzente setzt, bildnerische Absichten differenziert und die Technik derMonotypiemitruhigerFarbgebung und nuancierter Bildsprache ausbalanciert.
Feineversponnene Anmut
Die hier gezeigten Monotypie-Miniaturen stammen aus dem Zeitraum Mitte der 1980er-Jahre bis 2015. Aufwändig wie ihre Eitemperamalerei mehrschichtig auf Büttenpapier aufgebaut, spielerisch und experimentell in der Formfindung, konzentriert und schöpferisch frei in den fantasievoll gestalteten wie intensiv erarbeiteten Geschehen, präsentiert sich ein Kollektiv wandelreicher Inhalte, die bis heute lebendig sind, präsent und assoziativ. Gedruckt wurden diese kleinen, vielgestaltigen Geschichten im Druckatelier Bern-Bethlehem mit einer Kniehebelpresse, einer Leihgabe des Johann-Gutenberg-Museums, und mit kleinen Pressspan-Druckplatten, mit denen die Künstlerin Farben, Formen und Ebenen gegeneinander oder aneinander setzte, mit Aussparungen arbeitete, mit feinen Überlagerungen und subtilen Gesten.
Ergänzt wird dieses Œuvre von grazilen Objekten aus feinem, dunkelgrauen Draht und sparsamgesetztenAkzentenaus Goldelementen. Diese kleinen schmuckhaften Arbeiten betonen mit den filigranen Schwingungen eine poetische Leichtigkeit, deren zeichenhafte Wirkung sich in der Schlichtheit der neusten Arbeiten «Tanz der Spuren» nachvollziehen lassen.Dezente Zeichnungen, mit denen Anne Rüede an der letztjährigen Jahresausstellung in Solothurn vertreten war. Mit grauen Grafitstiftlinien verwebt und verflechtet die Künstlerin auf mit schwarzen Pigmenten mehrschichtig eingefärbtem Büttenpapier Netzwerke aus Lebenslinien, landschaftlichen Topografien, kalligrafischen Momenten und künstlerischer Freiheit. Dabei zeigt sich in den auf den ersten Blick streng wirkenden Arbeiten: in der Einfachheit liegt eine feine versponnene Anmut.
Hinweis
Die Ausstellung ist vom 7. bis zum 28. Oktober 2023 in der Galerie Löeigruebe an der Löwengasse in Solothurn zu sehen.