«Mehr Licht!» verspricht die Solothurnerin So nya Friedrich in der neuen Ausstellung und garantiert wiederum ein Kunsterleben der besonderen Art. Nicht Goethes vermeintlich letzte Worte auf dem Sterbebett sind ausschlaggebend, sondern Licht als allumfassendes Sinnbild und Element – ohne Licht keine Farbe, kein Raum, keine Natur. Ohne Licht kein Schwarz und Weiss, keine Schatten und kein Sehen. Und wie bei all ihren künstlerischen Raumbespielungen kommt auch dieser Ausstellungstitel einfallsreich daher, weniger geheimnisvoll, eher einleuchtend, ist doch ihr Anspruch auch an die Betrachtenden «Lugen, schauen, entdecken». Und davon gibt es in dieser dreigeteilten Ausstellung – jeder der drei Räume ist eine Inszenierung für sich – allerhand zu schauen, sinnieren, begeistern.
Licht und Lichtes, Transparenz und Poesie
Bereits der erste Raum lädt in seiner Stille und Transparenz der Arbeiten zum Entdecken und Erforschen ein. Auf verschieden grossen runden Bildträgern, Papier, Papier hinter Plexiglas, Holz, verwebt Sonya Friedrich feine Bleistiftzeichnungen zu Schatten auf dem weissen oder hellen Untergrund. Fragil wirkende, einfach zu lesende, aber imaginäre Sinnbildbilder, rhythmisch frei Vexierbildartiges, kleine wie zufällig platzierte Behausungen aus Papier oder Holz choreografieren sich an der Wand zu einem versponnenen Kaleidoskop ihrer künstlerischen Themen: Fragilität, Leichtigkeit und Leichtes, Licht und Lichtes, Transparenz und Poesie, Natur und Phantasie, Kreativität und eben auch Geometrie.
«Mehr Licht!» verspricht die in Bettlach lebende Künstlerin mit Atelier in Solothurn auch im zweiten Raum und entführt die Besuchenden mit wundersamen wie phantasievoll kreierten Lampen, Deckenleuchten, poetischen Lichtobjekten in ein sinnlich verspieltes Kabinett. Jede dieser Deckenleuchten-Unikate scheint eine Geschichte erzählen, einen märchenhaften Gedanken zu bespielen, eine theatralische Anekdote mit Licht, Farbe und Magie zu beleuchten. Ob alte Stricknadeln oder Weingläser, ob schmale, fein verzierte Glasscheiben oder eine Garnrolle mit feinem Garn und Blümchen, ob mit mancherlei einfallsreichen Deko-Objekten zu einem poetischen Bühnenobjekt inszeniert, sie alle finden ihr Leitmotiv in der Allegorie des «Flosses»: An feinsten Nylonfaden hängend, schwebt ein filigranes, selbst geschaffenes Holzgitter. Darauf eine kleine Behausung aus zerbrochenem Sperrholz, einer verletzlichen Hütte gleich. Darunter symbolisiert ein feingliedriges Gerüst eine Art Wikingerboot – alles in ein indirektes Licht getaucht. Die Magie der Assoziation, die geheimnisvolle Poesie und die sinnbildhafte Leichtigkeit, die zarte Transparenz vertrauter und verfremdeter, sichtbarer und ideeller Bildmomente scheinen in rätselhaften Beziehungen zu stehen. Die Betrachtenden sind zum «Lugen» und Sinnieren herzlich eingeladen.
Mäusekleinsttheater im Kellergewölbe
Im dritten Raum, dem Kellergewölbe, findet dann ein Mäusezirkus, ein Mäusekleinsttheater statt. Viele kleine aus Knetmasse geformte weisse Mäuse üben sich in mancherlei Akrobatik, frechen Handlungen, Kletterübungen und Turnereien, Aktion und Aktivitäten. Auf einer grossen weissen runden Platte wie auf einer Bühne choreografiert, im abgedunkelten Raum nur bühnenmässig beleuchtet, agieren und dramatisieren diese kleine Tiergestalten wie aus einem Comic befreit. Wenn man ganz still ist, kann man sie vielleicht sogar Quietschen und Quieken hören.
Bis 24. März 2024. Geöffnet: Fr 18-21 Uhr, Sa 15-18 Uhr, So 11-14 Uhr. Vernissage Sonntag, 3. März, 11:30. Die Künstlerin ist an den Samstagen 9. und 16. März anwesend
