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Mannigfaltige Absichten und Gedanken: Stephanie Grob in der Galerie Rössli in Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Mit einer Auswahl ihres Schaffens ist zurzeit Stephanie Grob in der Galerie Rössli in Balsthal zu sehen, wo sie unter anderem die Unwägbarkeiten unserer Gegenwart reflektiert.

Nichts ist so, wie es zunächst scheint, und ist doch mehr. In erster Linie ist es einmal Malerei, Zeichnung, plastisches Gestalten in vielen Schichtungen, Metaphern und Zeichen, Formen und Texturen, Figürliches und Sinnbildhaftes, Kryptisches und Nachvollziehbares, einer Archäologie der Ereignisse gleich. Alles hängt zusammen, alles hat eine Geschichte, einen Hintergrund ‒ bildsuchende und bilderfindende Betrachtungen, gesellschaftliche und erlebte Begebenheiten, malerische Prozesse, zeichnerische Vertiefungen und Verdichtungen. Inspiriert von der vielschichtigen Gedankenwelt und Imaginationskraft der gebürtigen Solothurner Künstlerin, herausgefordert von Begebenheiten, Reflexionen zu Zeitgeschehen und soziokulturellen Assoziationen und den daraus resultierenden künstlerischen Interpretationen.
Stephanie Grobs Formensprache ist einfach, reduziert, manches verschlüsselt oder informell, anderes lesbar oder nachvollziehbar. Die Farbpalette in ihrer geschichteten Transparenz mit den fliessenden Wirkungen, den intransparenten Hintergründen, den zeichnerischen Interventionen schöpft ebenso aus den Tiefen des reinen Malens wie aus der Tiefe persönlicher Bildwelten und fügt sich zu einer Archäologie der Ereignisse und deren inneren Zusammenhängen: Schicht um Schicht, Farbbewegung um formale Elemente, Linie um Linie, fassbare um kryptische Bildideen.

Das Schaf als düstere Metaphorik für den Menschen
Und, es geht auch um das, was uns Menschen, unser Sein, unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft skizziert. Das Schaf ist mehr als ein Schaf, es steht als düstere Metaphorik für den Umgang der Menschen mit dem Haustier von der Domestizierung bis zur Schlachtbank. Das im finsteren Unort schwebende Kind imaginiert das Schicksal, in das man hineingeboren wird. Das Schiff ist ein immer wiederkehrender Archetyp des Existentiellen und gleichzeitig Botschaft gesellschaftlicher Intentionen und Schicksale. Rudimentär vereinfachte Urformen, ineinander schwebend, vereinen relikthaft mythologische Geschehen mit aktuellsten Tragiken. Als zeichnerisch expressive Gerippe gestrandeter Schiffe zu grossformatiger dramatischer Bedeutung verdichtet, versinnbildlicht das Skelettierte das, was uns letztendlich zusammenhält. Während die schlichte zeichnerische Komposition tierischer Knochenteile sich von einer eindeutigen Erkennbarkeit loslöst und doch im inneren Kontext verbleibt. Dann wieder lösen sich die archetypischen Motive aus der sinnbildhaften Intention und eröffnen subjektive malerische Gedankenräume.
Eine literarische Lesbarkeit vertieft Stephanie Grob, die seit 1978 in Basel lebt und arbeitet, in der von Bach inspirierten Installation «Requiem». Zu einer poetischen Dramaturgie choreografiert, erinnern diese porzellanartigen Knochen- und Schädelfragmente ‒ aus Ton und mit blauen Pigmenten eingefärbt ‒ an unser aller Vergänglichkeit. Diese literarische Wirkung findet sich auch in jener kleinen Installation im Fenster des zweiten Raumes: Animiert von Georg Büchners im «Woyceck» erzählten, düsteren Märchen reflektiert Stephanie Grob die Unwägbarkeiten unserer Gegenwart.

Bis 19. 5. Vernissage Sonntag, 21. 4., 11:30, Einführung Peter Jeker. Öffnungszeiten: Fr 18-21 Uhr, Sa 15-18 Uhr, So 11-14 Uhr. Die Künstlerin ist am Freitagabend, 17.5. anwesend. Sonntag, 19. 5, Kulturtag im Thal, Gespräch mit Stephanie Grob.

Stephanie Grob 2024 in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Stephanie Grob 2024 in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Werk von Stephanie Grob 2024 in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Werk von Stephanie Grob 2024 in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Stephanie Grob 2024 in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Stephanie Grob 2024 in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)