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Vom Kleinen und Grossen im Teil des Ganzen: Marc Reist im Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Marc Reist gibt im Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist einen reich bestückten Einblick in sein künstlerisches Schaffen. Zu sehen ist, was passieren kann, wenn das Kleinstmögliche und das grosse Ganze aufeinander wirken.

Da steht sie nun auf dem Rasen vor der weissen Wand des Schlösschens, diese unverkennbare, mannigfaltig verwandelbare und doch stets in sich wirkende Urform aus Ei und Globus: erratisch und stabil in rotglänzender Beschichtung, filigran durchbrochene Elemente erlauben Transparenz und Leichtigkeit. Hier, wie auch die anderen Objekte im Garten – ob aus Fiberglas, Kunstharz, Stahl oder Marmor, ob feingliedrig in den Strukturen, ob steinern in der Zeitlosigkeit – scheinen wie aus Zeit und Raum genommen und präsentieren dennoch Zeit und Raum. Es ist das Thema, ein Lebensmotto, mit dem der Künstler aus Schnottwil seit vielen Jahren präsent ist, das «GLOBO UOVO». In dieser elliptischen Synthese von Ei und Globus, dem Ursprung, aus dem wir kommen und der Welt, in der wir leben, fügt Marc Reist seine philosophischen Standpunkte des kleinsten, aber konkreten Nenners und des grossen, universellen Ganzen zusammen.

Reists Bildsprache bleibt unverkennbar in der Variationsfähigkeit
Diese charakteristische Urform Marc Reists, immer neu untersucht, gedeutet, interpretiert und modifiziert mit verschiedenen Medien, Materialien und Ausdrucksformen, zeigt vor allem eines: Reists künstlerische Intentionen lassen sich immer neu erkunden. Denn seine Bild- und Formsprache ist und bleibt unverkennbar in der Variationsfähigkeit. Ist es doch die ihm eigene Ästhetik, der ihm ganz eigene Stil einer klaren Linie und formschönen Gestaltung, die präzise Eleganz, mit der der Künstler Materialien wie Marmor oder Stahl, Fiberglas, Kunstharz die Idee der Ellipse als Urform zur skulpturalen Kompositionsvielfalt ausfeilt. Erratisch oder filigran, greifbar oder entrückt, auf skelettierte Gitterstrukturen reduziert, als feingliedrige Kokons verfeinert, als kleine, eruptiv sich ausstülpende oder phantasievolle Wesen vervielfältigt oder als geometrisches Konzept ‒ allesamt sind künstlerisch eingebettet in eine dezente Zeitlosigkeit zwischen Vergangenheit und Zukunft. Und die Idee des dynamischen Kreises und damit Laufbahn unserer Erde, die gleichzeitig auch Eiform ist und als Ursprung der Natur aus der Weltkugel als immer neue Gestalt expandiert, spiegelt als glänzender Chromstahl die Betrachtenden und taucht so die Wahrnehmung in geheimnisvolle Dimensionen.

Marc Reist als Künstler, Naturwissenschaftler und Philosoph
Marc Reist ist als Künstler ein Naturwissenschaftler und ein Philosoph seiner Weltbetrachtungen und -interpretationen, deren innere Zusammenhänge sich in seinen Arbeiten offenbaren. Sei es als mikroskopischer Blick ins Innere, auf das kleinste Moment mit den feinsten Verwebungen, Gerüsten und Gefügen, die sich im Grossen wie Kleinen widerspiegeln und -finden. Sei es als teleskopischer Blick einer allumfassenden Annäherung an das grosse Ganze. Auch in seinem vielschichtigen malerischen, grafischen und zeichnerischen Werk ist Marc Reist ein Künstler, der wissenschaftlich betrachtet und doch ein Künstler bleibt, wenn er die Beziehung der mikrokosmischen und makrokosmischen Reflexionen zueinander variiert: Abdrücke von Felsen im Jura, auf Papier gedruckt, in Harz gegossen bis in die textile Wirkung erweitert, als ovale edle Urform multipliziert; malerische oder zeichnerische Vernetzungen und Gewebeverflechtungen, ausschnitthafte dichte lineare Texturen und Gittergefüge, skelettartig verwobene Strukturen, bis zu den intuitiv geführten Pinselstrichen, die den Moment einer lebhaften menschlichen Gesellschaft eröffnen – auch als Ausdruck künstlerischer Freiheit.
Und so ist es «die Einfachheit hinter dem Komplizierten», die die Freiheit der individuellen Betrachtung einer reich bestückten Werkschau im Schlösschen Vorder-Bleichenberg ermöglicht, wenn das Kleinstmögliche und das grosse Ganze aufeinander wirken.

Bis 23.Juni 2024. Vernissage, Freitag, 31. Mai, 18 Uhr. Geöffnet: Mi + Do 16-19 Uhr, Sa + So 14-17 Uhr. Künstlervortrag, Sonntag, 2.Juni, 10.30. Matinée-Konzert, Sonntag, 9.Juni, 11 Uhr.

Werke von Marc Reist 2024 im Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist. (Foto: Eva Buhrfeind)
Werke von Marc Reist 2024 im Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist. (Foto: Eva Buhrfeind)
Werke von Marc Reist 2024 im Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist. (Foto: Eva Buhrfeind)
Werke von Marc Reist 2024 im Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist. (Foto: Eva Buhrfeind)
Werk von Marc Reist 2024 beim Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist. (Foto: Eva Buhrfeind)
Werk von Marc Reist 2024 beim Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist. (Foto: Eva Buhrfeind)
Werke von Marc Reist 2024 im Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist. (Foto: Eva Buhrfeind)
Werke von Marc Reist 2024 im Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist. (Foto: Eva Buhrfeind)