Er hat prägende und künstlerisch intensive Schaffensprozesse und -wege hinter sich, Berndt Höppner, 1942 in Chemnitz geboren. Die ersten Jahre verbrachte er in Thüringen, es folgte die Schulzeit im Schwarzwald, seine Ausbildung absolvierte er in der Grafikfachklasse an der Kunstgewerbeschule in Basel. Von 1968-71 führte er ein Atelier in Köln, war Teil einer progressiven künstlerischen Aufbruchstimmung. Ab den 1970er Jahren war er einer der bedeutenden Künstler in der lebhaften Zürcher Kunstszene, anerkannt durch zwei Stipendien von Stadt und Kanton. 1980 dann startete Höppner seine Lehrtätigkeit an der Zürcher Schule für Gestaltung, war 1985 einer der Mitbegründer freie Kunstklasse an der Schule für Gestaltung Zürich, wo er von 1986 bis 2007 unterrichtete und zahlreiche Schweizer Kunstschaffende prägte. Viele Jahre galt dieser Lehrtätigkeit an der Zürcher Hochschule der Künste sein Augenmerk. Atelierstipendien in Genua und New York erweiterten seinen ohnehin schon künstlerisch vielseitigen Horizont. Nach Solothurn führte ihn neben dem Interesse an der Stadt selbst seine langjährige Mitgliedschaft im hiesigen Kunstverein; so konnte er immer wieder an den Kantonalen Jahresausstellungen teilnehmen, zuletzt 2022.
Ein enormes Spektrum
Jetzt also zeigt Berndt Höppner, der ab 1994 in Alfermée, seit 2021 in Biel lebt und arbeitet, eine Auswahl vielseitiger Bildthemen und künstlerischer Inputs, zeichnerischer Geschehen, vielseitig interpretierbaren Objekte aus mancherlei einfachen und seltsamen Fundstücken und prozessorientierten Spielarten verschiedener Epochen. Ein enormes Spektrum an vielsagenden Interpretationswegen also, künstlerischen Denkarten und schöpferischem Erfindungsreichtum, zeichnerisch diffizil ausgearbeiteten Bild-Situationen, spielerischen Phantasien und unterbewussten Betrachtungsfragmenten des Sehens und Reflektierens.
In drei Räumen verschiedene Zeitschienen
Die Ausstellung zeigt in den drei Räumen verschiedene Zeitschienen ohne chronologischen Anspruch, steht unter seinem Motto «kreuz und quer und irgendwie hin zu serendipity». Dabei geht es weniger um den sogenannten glücklichen Zufall als vielmehr um die Entwicklung und das schöpferische Ergebnis aus zufälligen Beobachtungen, Spurensuchen, Gedankenspielen, um die Prozesse und das Triggern des Findens und Erfindens, Suchens und Entdeckens, um etwas ursprünglich nicht Gesuchtes, das sich als überraschende Entdeckung erweist und gleichzeitig auf künstlerisch freier Erfahrung baut.
Kunst ist bei Höppner kein Produkt, sondern ein vielschichtiger Prozess, der letztendlich zu einem Produkt führt. Manches lässt sich einfach lesen, anderes wirkt aus Zeit und Raum gefallen. Eindeutig im vieldeutigen, eher schöpferisch frei im Anspruch geben sich die figurativen Objekte aus Fundstücken im dritten Raum. Spannend in der mehrdeutigen Lesbarkeit sind die aus einem Buch über Afrika herausgenommen Seiten, deren Fotos Höppner mit Linolschnittmotiven überdruckt hat. Während die neuen grossformatigen Graphit-Zeichnungen im ersten Raum die vieldeutigen Gedanken, Erfahrungen und Eindrücke und die daraus resultierenden kreativen Prozesse lesbar machen.
Bis 30. Juni 2024. Geöffnet: Fr. 18-21 Uhr, Sa. 15-18 Uhr, So. 11-14 Uhr. Vernissage Sonntag, 9.6., 11.30, Einführung Annelise Zwez.